Golfstaaten erhöhen Druck auf Katar – Türkei entsendet Soldaten

Golfstaaten erhöhen Druck auf Katar – Türkei entsendet Soldaten
Skyline der katarischen Hauptstadt Doha.

Manama / Istanbul – In der diplomatischen Krise um Katar erhöhen die arabischen Golfstaaten den Druck auf das Emirat. Das Königreich Bahrain gab Katar die alleinige Schuld an der Eskalation des Konflikts. Die Türkei baut hingegen die militärische Zusammenarbeit mit dem Emirat aus. Das Parlament in Ankara ratifizierte am Mittwochabend zwei Abkommen, wonach Ankara zusätzliche Truppen in Katar stationieren und Sicherheitskräfte des Emirats ausbilden wird, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete.

Die Vereinbarungen sähen auch gemeinsame Übungen der Streitkräfte beider Länder vor. Sie waren bereits vor der neuen Krise am Golf auf den Weg gebracht worden. Dass das Parlament in Ankara den Vertrag nun wenige Tage nach Ausbruch des diplomatischen Konflikts ratifizierte, wurde als Zeichen der Solidarität mit Katar gewertet.

Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und andere arabische Staaten hatten am Montag alle Beziehungen zu Katar abgebrochen. Die nationalen Fluggesellschaften stoppten den Luftverkehr. Die Nachbarländer schlossen zudem die Grenzen.

Die VAE setzten am Donnerstag sämtliche Flugverbindungen mit Katar aus, wie die nationale Luftfahrtbehörde mitteilte. Bahrains Informationsministerium warnte Medien davor, Artikel zu verbreiten, die Katars Politik rechtfertigten oder unterstützten. Die VAE hatten bereits am Vortag jeglich Sympathiebekundungen für Katar unter eine Strafe von bis zu 15 Jahren Gefängnis gestellt.

Vorwurf der Terrorismusunterstützung
Die Länder werfen Katar die Unterstützung von Terrororganisationen wie dem Islamischen Staat (IS) vor. Zudem stossen sie sich an den Beziehungen des Emirats zum Iran. Vor allem das sunnitische Saudi-Arabien sieht Teheran als Erzrivalen.

Bahrains Aussenminister Chalid bin Ahmed Al Chalifa sagte der arabischen Zeitung «Al-Sharq al-Awsat», alle Vermittlungsbemühungen seien bisher an Katar gescheitert. Die Beziehungen könnten nur wiederhergestellt werden, wenn die Regierung in Doha ihre Politik ändere. So müsse sich Katar vom Iran distanzieren, der sich gegen die Golfstaaten verschworen habe, um diese zu dominieren.

Das Königreich Bahrain hat eine schiitische Bevölkerungsmehrheit, wird aber von Sunniten regiert. Beim arabischen Aufstand 2011 kam es zu Protesten vor allem von Schiiten, die die Führung mit saudischer Hilfe niederschlagen liess.

Die Türkei unterhält bereits eine Militärbasis in Katar, auf der Medienberichten zufolge rund 100 türkische Soldaten stationiert sind. Um wie viele Soldaten die dortigen Truppen mit den neuen Abkommen verstärkt werden sollen, blieb zunächst unklar. Die Basis soll eine Kapazität von 3000 Soldaten haben.

Ankara und Doha hatten bereits im Jahr 2014 ein Verteidigungsabkommen beschlossen, das 2015 ratifiziert wurde. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist ein enger Verbündeter der Führung Katars, pflegt allerdings auch gute Beziehungen zu anderen Golfstaaten.

Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani hatte zu den ersten Staats- und Regierungschefs gehört, die Erdogan nach dem Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 anriefen und ihm Unterstützung zusicherten. In der aktuellen Krise hatte sich Erdogan kritisch zu den Sanktionen Saudi-Arabiens und anderer arabischer Staaten gegen Katar geäussert. (awp/mc/ps)

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