Mehr als die Hälfte des Gewinns von 25 Milliarden Dollar wird in Nordamerika erzielt werden. (Foto: AA)
Genf – Die Luftfahrtbranche ist im Aufwind: Die tiefen Ölpreise und die steigende Nachfrage dürften die Gewinne der Fluggesellschaften im Jahr 2015 in die Höhe treiben. Es werden aber nicht alle profitieren: Der Löwenanteil der Gewinne geht gemäss der Vereinigung IATA an US-Konzerne.
Im nächsten Jahr werde die Luftfahrtbranche Gewinne in der Höhe von 25 Milliarden Dollar verzeichnen, prognostizierte die Internationale Luftverkehrs-Vereinigung IATA am Mittwoch. 2014 betrug der Gewinn 19,9 Milliarden Dollar – 2012 lediglich 6,1 Milliarden. «Die Aussichten der internationalen Luftfahrtbranche verbessern sich. Die Weltwirtschaft erholt sich weiter und der Preissturz des Erdöls dürfte das Wachstum im nächsten Jahr antreiben», sagte IATA-Direktor Tony Tyler in Genf.
Umsatzwachstum von 4,2 Prozent erwartet
Der Umsatz der Branche dürfte um 4,2 Prozent auf 783 Milliarden Dollar zulegen. Die IATA rechnet mit einer Steigerung der Passagierzahlen um 7 Prozent und der Fracht um 4,5 Prozent – beide Prognosen basieren auf einem Ölpreis von 85 Dollar pro Fass. Rund 3,5 Milliarden Menschen werden im kommenden Jahr als Flugpassagiere in die Luft steigen.
Für Schocks sind viele Airlines nicht gewappnet
Trotz der verbesserten Lage ist die Profitabilität vieler Luftfahrtgesellschaften aber immer noch bescheiden: Die IATA geht von einer Gewinnmarge von 3,2 Prozent aus, verglichen mit 2,7 Prozent im 2014. Mit einer solchen Marge seien die Konzerne nicht ausreichend geschützt, um einen Schock auszuhalten, sagte Tyler, und erwähnte Risiken wie die wirtschaftliche Unsicherheit, politische Instabilität oder Terrorismus.
Profitieren werden laut IATA zudem insbesondere US-Anbieter: Mehr als die Hälfte des Gewinns von 25 Milliarden Dollar wird demnach in Nordamerika erzielt werden: Die in etwa gleich grosse europäische Luftfahrtbranche werde nur 4 Milliarden Dollar Gewinn abschöpfen. Der harte Preiskampf, mit dem Billigflieger wie Ryanair und Easyjet den klassischen Fluglinien wie Lufthansa und Air France-KLM zu schaffen machen, drückt der IATA zufolge auf die Gewinne. Die europäischen Fluglinien müssten ihre Maschinen besonders gut füllen, um überhaupt Gewinne einzufliegen.
Immer mehr Menschen fliegen mit Golf-Airlines
In Europa wird die Luftfahrt gemäss der IATA durch hohe Regulierungskosten, hohe Steuern und unzureichende Infrastruktur behindert. Für asiatische Konzerne sagt IATA 5 Milliarden Dollar Gewinn voraus, für den Nahen Osten mit seinen aufstrebenden Anbietern aus den Golfstaaten stellt der Verband 1,6 Milliarden in Aussicht. Die Fluggesellschaften aus dem Nahen Osten werden die Passagierzahlen wohl am stärksten steigern können – um fast 16 Prozent. Nur ein Milliarde Dollar beziehungsweise 200 Millionen Dollar Gewinn dürften Konzerne aus Lateinamerika und Afrika machen.
Ausstoss von Treibhausgasen nimmt zu
Der Aufschwung der Flugindustrie hat auch Schattenseiten: Die Flugzeuge werden 2015 gemäss IATA 751 Millionen Tonnen CO2 ausstossen – dies ist ein Zuwachs von 5,1 Prozent. (awp/mc/pg)