Harris: Rennen gegen Trump wird eng – Obamas teilen gegen Trump aus
Milwaukee – Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat ihre Partei auf ein knappes Rennen ums Weisse Haus eingeschworen. «Wir wissen, dass es bis zum Ende ein enges Rennen sein wird. Wir haben ein hartes Stück Arbeit vor uns, aber wir mögen harte Arbeit, harte Arbeit ist gute Arbeit», rief Harris bei einem Auftritt in Milwaukee.
«Nein, nein, wir haben noch nicht gewonnen», sagte die 59-Jährige weiter und reagierte damit offenbar auf Rufe aus dem Publikum. Harris führt zwar in nationalen Umfragen leicht vor ihrem republikanischen Herausforderer Donald Trump, ihr Vorsprung liegt aber häufig im Bereich der Fehlertoleranz.
Auftritt findet nicht irgendwo statt
Harris war kurz zuvor mit einer grossen Show beim Parteitag der Demokraten in Chicago als Präsidentschaftskandidatin für die Wahl im November bestätigt worden. Die US-Vize trat direkt im Anschluss im rund eine Autostunde entfernten Milwaukee vor Anhängern auf. Die Veranstaltung fand in der Halle statt, in der die Republikaner mit Trump vor rund einem Monat ihren Parteitag abgehalten haben.
Harris versicherte ihren Anhängern nun mit Blick auf die Präsidentenwahl am 5. November: «Wir werden gewinnen.» Dafür müsse aber bis zur Wahl hart gearbeitet werden. Sie mahnte: «Hier geht es nicht nur um uns gegen Donald Trump. Es geht um zwei sehr unterschiedliche Visionen für unser Land.» Die Demokraten konzentrierten sich auf die Zukunft, die Republikaner auf die Vergangenheit, so Harris.
Harris warnt vor Trump
Zum Abschluss ihrer Rede rief Harris: «Lassen Sie es uns ganz klar sagen: Jemand, der die Verfassung der Vereinigten Staaten ausser Kraft setzen will, sollte nie wieder die Möglichkeit haben, sich hinter das Siegel des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu stellen. Nie wieder.» Trump hatte vor knapp zwei Jahren die Abkehr von der US-Verfassung gefordert und dies mit angeblichem Wahlbetrug bei der Präsidentenwahl 2020 begründet.
Obama geht Trump in Parteitagsrede an
Zuvor hatte der frühere US-Präsident Barack Obama Trump in seiner Rede beim Parteitag der Demokraten in Chicago verbal angegriffen. Er nannte Trump einen 78-jährigen Milliardär, der nicht mehr aufhöre, über seine Probleme zu jammern, seit er vor neun Jahren seine goldene Rolltreppe hinuntergefahren sei. Obama nahm damit Bezug auf den Moment, als Trump im Jahr 2015 zum ersten Mal seine Präsidentschaftsbewerbung verkündete.
Obama sagte, bei Trump gebe es «einen ständigen Strom an Klagen und Beschwerden», der jetzt, da Trump Angst habe, gegen die Demokratin Kamala Harris zu verlieren, noch stärker geworden sei. Trump bediene sich kindischer Spitznamen, verrückter Verschwörungstheorien und sei auf seltsame Weise fixiert auf die Grösse von Menschenmengen. Damit spielte Obama auf Trumps Behauptungen an, die Demokraten würden Bilder von Wahlkampfveranstaltungen manipulieren.
«Wir haben diesen Film schon einmal gesehen, und wir alle wissen, dass die Fortsetzung in der Regel noch schlimmer ist», sagte Obama mit Blick auf eine mögliche zweite Amtszeit Trumps. Amerika aber sei bereit für «eine bessere Geschichte».
Michelle Obama teilt gegen Trump aus
Die frühere First Lady Michelle Obama attackierte Trump scharf: «Jahrelang hat Donald Trump alles in seiner Macht Stehende getan, um die Menschen dazu zu bringen, sich vor uns zu fürchten, weil er sich durch seine begrenzte, engstirnige Weltsicht von der Existenz zweier hart arbeitender, hochgebildeter und erfolgreicher Menschen bedroht fühlte, die zufälligerweise auch noch schwarz sind», sagte sie mit Blick ihren Mann Barack Obama und die gemeinsame Zeit des Paares im Weissen Haus. «Wer sagt ihm, dass der Job, den er haben will, einer dieser schwarzen Jobs sein könnte?», fragte Michelle Obama provozierend.
Michelle Obama lobte Harris als «eine der qualifiziertesten Personen, die sich jemals um das Amt des Präsidenten beworben haben». Es liege «etwas Wunderbares, Magisches in der Luft. Ein vertrautes Gefühl, das schon viel zu lange verschüttet war», sagte sie. «Wissen Sie, wovon ich spreche? Über die ansteckende Kraft der Hoffnung.» Sie mahnte aber auch: «Egal, wie gut wir uns heute Abend oder morgen oder übermorgen fühlen, es wird ein harter Kampf werden.» (awp/mc/pg)