US-Verbrauchervertrauen regelrecht eingebrochen
New York – Das Vertrauen der US-Konsumenten ist im August auf den niedrigsten Stand seit über zwei Jahren gefallen. Der entsprechende Indikator stürzte im August von revidierten 59,2 auf 44,5 Punkte ab, teilte das Conference Board mit. Dies ist der niedrigste Wert seit April 2009. Ökonomen hatten für August mit einem Wert von über 52 Punkten gerechnet.
Die Verbraucher seien inzwischen «erheblich pessimistischer», was die kurzfristigen Konjunkturaussichten angeht, sagte die Chefin der Forschungsabteilung des Conference Board, Lynn Franco. Zu dem Absturz beigetragen habe vermutlich auch die wochenlange politische Diskussion um die Schuldenobergrenze.
Fast der gesamte Rückgang basierte auf einem Absturz der Erwartungen für die kommenden sechs Monate. Der entsprechende Teilindex fiel von 74,9 auf 51,9 Punkte. Die Beurteilung der aktuellen Lage verschlechterte sich vergleichsweise moderat von 35,7 auf 33,3 Punkte.
Frust-Shoppen als letzte Hoffnung
«Schlechte Lage, eine weitere Verschlechterung erwartet – da kann man mit Blick auf den privaten Verbrauch fast nur noch hoffen, dass die Amerikaner zum Frust-Shoppen gehen», schreibt die Postbank in einem Kommentar. «Zuzutrauen wäre es Ihnen, wenn man den gestern gemeldeten starken Anstiegs des Konsums im Juli zum Vergleich heranzieht.» Die Experten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) machen vor allem die Finanzmarktturbulenzen für den Rückgang verantwortlich. «Wenn sich vor dem Hintergrund der aktuellen Stabilisierung an den Finanzmärkten die Konsumentenstimmung nicht aufhellen sollte, bleiben die Risiken für die reale Konsumentwicklung vorhanden», heisst es in einem Kommentar.
Verständlicher Pessimismus
«Der Pessimismus der Konsumenten ist verständlich», hatte Ryan Sweet, Ökonom bei Moody’s Analytics, vor Veröffentlichung der Zahlen der Finanz- Nachrichtenagentur Bloomberg gesagt. «Der Arbeitsmarkt ist über die vergangenen Monate deutlich schwächer geworden, und die Aktienkurse sind in diesem Monat stark gefallen.» Die Arbeitslosenquote liegt weiter hartnäckig über neun Prozent, und in der ersten Jahreshälfte ist die grösste Volkswirtschaft der Welt nur minimal gewachsen.
Hauspreise im Juni gefallen
Die Hauspreise in den USA sind im Juni leicht gefallen. In den 20 grössten Ballungsgebieten seien die Preise bereinigt um 0,1 Prozent zum Vormonat gesunken, teilte das private Institut S&P/Case-Shiller mit. Volkswirte hatten einen unveränderten Wert prognostiziert. Im Juni waren die Preise ebenfalls um 0,1 Prozent gefallen.
Im Jahresvergleich sanken die Hauspreise um 4,5 Prozent. Volkswirte hatten einen Rückgang um 4,60 Prozent prognostiziert. Im Vormonat waren sie noch um revidiert 4,6 (zunächst: 4,5 Prozent) gefallen. Der US-Immobilienmarkt ist seit der Finanzkrise stark unter Druck. Eine nachhaltige Erholung zeichnete sich bis zuletzt nicht ab. (awp/mc/pg)