Zürich – Nach der Übernahme der ehemaligen ABB-Stromnetzsparte will die japanische Hitachi das milliardenschwere Geschäft weiterhin aus Zürich steuern. «Der Hauptsitz bleibt in der Schweiz», sagte Hitachi ABB Power Grids–CEO Claudio Facchin in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters.
«Die Schweiz wird auch in Zukunft ein wichtiger Teil des Geschäfts bleiben», sagte Facchin. 2900 der weltweit rund 36’000 Mitarbeiter arbeiten an den elf Standorten in dem Land.
Hochqualifizierte Arbeitskräfte und zentrale Lage
Zusätzlich zum Hauptsitz in Zürich habe das Unternehmen in der Schweiz auch umfangreiche Produktions-, Forschungs- und Entwicklungs-Stätten, viele davon im Kanton Aargau. «Die Kosten sind hoch, aber es gibt noch andere Aspekte, die das mildern helfen.» So gebe es viele hochqualifizierte Arbeitskräfte. Weitere Vorteile seien die zentrale Lage mitten im grossen Markt Europa und die gute Anbindung an die Lieferketten.
Hitachi hatte die Übernahme der Mehrheit an der ehemaligen ABB-Stromnetzsparte mit einem Gesamtvolumen von elf Milliarden Dollar Mitte Jahr vollzogen. ABB behält zunächst knapp 20 Prozent der Anteile. Hitachi ABB Power Grids ist eigenen Angaben zufolge mit einem Umsatz von rund zehn Milliarden Dollar der Weltmarktführer bei Stromversorgungssystemen und zählt Siemens, General Electric und Hyundai zu den Konkurrenten. Angesichts des Umbruchs im Energiesektor und hausgemachter Probleme hat etwa General Electric an den Schweizer Standorten hunderte von Stellen gestrichen.
Zuversicht für mittlere Frist
Facchin beurteilte den mittelfristigen Ausblick trotz der Coronavirus-Krise dagegen zuversichtlich. «COVID-19 hat negative Auswirkungen auf uns in den Jahren 2020 und 2021 … aber 2023 und 2024 sollten wir keine weiteren Auswirkungen mehr sehen», erklärte der Italiener. «Wir erwarten einen Aufschwung, wenn die Wirtschaftserholung kommt und die Konjunkturpakete greifen.»
Während die weltweite Stromnachfrage Schätzungen der Internationalen Energieagentur zufolge im laufenden Jahr um sechs Prozent sinken dürfte, prognostizierte sie bei der Nachfrage nach Wind- und Sonnenenergie ein Plus von fünf Prozent. «Die Pandemie hat die Umstellung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energiequellen wie Wind und Sonne beschleunigt», sagte der 55-jährige. Hitachi helfe den Kunden, die mit erneuerbarer Energie verbundenen starken Schwankungen des Angebots zu meistern und die Effizienz zu verbessern.
Facchin stellte ein jährliches Umsatzplus über dem Wachstum des globalen Stromnetz-Marktes von zwei bis drei Prozent in Aussicht und peilt bis 2025 eine Betriebsgewinn-Marge am oberen Ende der Zielspanne von acht bis zwölf Prozent an. In dem bis März laufenden aktuellen Geschäftsjahr dürfte diese Firmenschätzungen zufolge bei 6,5 Prozent liegen. Im Oktober legt Hitachi ABB Power Grids voraussichtlich aktualisierte Finanzziele vor. (awp/mc/pg)