Hochtief-CEO Herbert Lütkestratkötter.
Essen – Die Geschäfte bei dem vor der Übernahme durch den spanischen Konkurrenten ACS stehenden Baukonzern Hochtief laufen trotz Schwierigkeiten in Australien weiterhin auf Hochtouren. Den Ausblick für das abgelaufene Gesamtjahr 2010 erhöhte die im MDax notierte Gesellschaft am Montag überraschend.
Nun erwarten die Essener einen Gewinn vor Steuern und einen Überschuss weit über dem Niveau des Vorjahres. Bislang hatte Hochtief bei den Ergebnissen mit nur einer leichten Verbesserung im Vergleich zum Jahr 2009 gerechnet.
Krise erfolgreich getrotzt
Auch der Auftragseingang und der Auftragsbestand sollen deutlich oberhalb der bisherigen Prognose liegen. Hier hatte Hochtief bislang einen Anstieg erwartet. Den Umsatz sieht der Baukonzern jetzt ebenfalls über dem Vorjahreswert. 2009 konnte Hochtief der Wirtschaftskrise erfolgreich trotzen und trotz leichten Umsatzrückgangs den Konzerngewinn um fast 25 Prozent auf 195,2 Millionen Euro steigern. Die genauen Zahlen will der Baukonzern bei der Bilanzpressekonferenz am 29. März veröffentlichen. Hochtief-Aktien zählten zu den gefragtesten Werten im MDax . Bis zum Mittag legten die Anteilscheine um 2,53 Prozent auf 68,03 Euro zu und damit deutlich stärker als der Gesamtmarkt.
Ausblick beflügelt
Börsianer führten die Kursgewinne vor allem auf die angehobenen Ziele für das Jahr 2010 zurück. Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow nannte die Aussagen von Hochtief zum Gewinn im abgelaufenen Jahr trotz der Gewinnwarnung von Leighton «realistisch». Schliesslich habe der deutsche Baukonzern seine Gewinnschätzungen für das vergangene Geschäftsjahr auf «klar über dem Niveau von 2009» angehoben. Wachsen konnte Hochtief nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr in fast allen Unternehmensbereichen. Zudem habe das Unternehmen von einem starken australischen Dollar profitiert, hiess es weiter. Vor allem dürfte Hochtief wie bereits auch der Baustoffkonzern HeidelbergCement von den milliardenschweren US-Förderausgaben bei Infrastrukturprojekten profitiert haben. Auf dem US-Baumarkt besetzen die Essener mit den Töchtern Turner und Flatiron wichtige Marktpositionen.
Gespräche mit ACS laufen
Nach der Niederlage im Übernahmekampf will Konzernchef Herbert Lütkestratkötter einerseits mit Grossaktionär ACS eine sogenannte Investorenlösung erreichen. Darin soll eine vernünftige Vereinbarung zum künftigen Umgang der beiden Konzerne erreicht werden, sagte eine Sprecherin in Essen. Gleichzeitig will sich der Konzern breiter aufstellen. Dazu würden Gespräche mit Unternehmen in Kanada und Indien geführt. Hochtief will in diesen Wachstumsländern investieren. An den umgekehrten Fall mit einem Einstieg dortiger Unternehmen bei Hochtief sei nicht gedacht. Diese Möglichkeit im Zuge einer Kapitalerhöhung hatte Hochtief kürzlich noch in Betracht gezogen.
Australische Tochter mit Gewinneinbruch
Während Hochtief die Prognose für das Jahr 2010 erhöhte, machten der australischen Tochter Leighton unter anderem Überschwemmungen im Heimatland stark zu schaffen. Der Gewinn brach in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2010/11 (30. Juni) um 25 Prozent auf 216,7 Millionen australische Dollar (160 Mio Euro) ein. Für das Gesamtjahr senkte Australiens grösster Baukonzern sein Gewinnziel. Nun stellt die Hochtief-Tochter einen Gewinn von rund 480 Millionen statt der bisher 510 Millionen Dollar in Aussicht. Ein Jahr zuvor hatte Leighton unter dem Strich noch 612 Millionen Dollar erwirtschaftet.
Abwehrschlacht
Hochtief wehrt sich seit Monaten gegen eine Übernahme durch den spanischen Konkurrenten ACS . Die Spanier halten knapp 34 Prozent und können nach einem wichtigen Etappensieg ihren Anteil wie geplant auf mehr als 50 Prozent ausbauen. (awp/mc/ps)