Frank Stieler, Vorstandsvorsitzender Hochtief.
Essen – Der Essener Baukonzern Hochtief wird sein Flughafen-Geschäft möglicherweise nicht mehr wie geplant in diesem Jahr verkaufen. Für 2011 schliesst Hochtief deshalb einen Verlust nicht mehr aus. Zudem korrigierte die seit dem Sommer mehrheitlich zum spanischen Baukonzern ACS gehörende Gesellschaft wegen der konjunkturellen Unsicherheiten die Prognosen für das kommende Jahr. In einem freundlichen Umfeld büssten Hochtief-Aktien im frühen Handel knapp zwei Prozent an Wert ein.
«Die makroökonomische Situation hat zu Verzögerungen beim Verkauf der Flughafen-Sparte geführt», teilte Hochtief am späten Sonntagabend in Essen mit. Daher könne es sein, dass der Verkauf nicht mehr wie angekündigt im Geschäftsjahr 2011 erfolge. Für diesen Fall rechnet die Gesellschaft für 2011 mit einem Verlust vor Steuern im niedrigen zweistelligen Millionenbereich sowie einem Konzernverlust von etwa 100 Millionen Euro. Hochtief hat das Flughafen-Geschäft in seiner Sparte Concessions gebündelt und hält über sie Minderheitsanteile an den Flughäfen in Düsseldorf, Hamburg, Athen, Sydney, Budapest und Tirana. Die Essener wollen dieses Geschäft verkaufen. Anfang September stieg der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport aus dem Bieterkreis für die Hochtief-Flughafensparte aus. Übrig geblieben sind Kreisen zufolge der französische Baukonzern Vinci und die chinesische HNA Group.
Rekordergebnis 2010 deutlich ausser Reichweite
Hochtief zeigte sich aber weiterhin zuversichtlich, den Verkauf seiner Flughafen-Sparte «in naher Zukunft» abschliessen zu können. Sollte dies doch noch bis zum Jahresende geschehen, bleibe es bei dem bisherigen Ausblick für 2011. Zu weiteren Belastungen könnten auch Strassenbauprojekte in Griechenland und Chile führen. Die im MDax notierte Gesellschaft prüfe mögliche Risiken, hiess es weiter. Wegen des unsicheren konjunkturellen Umfeldes passt das Unternehmen seine Prognose für das kommende Jahr an. Für 2012 erwartet das Unternehmen nun ein Vorsteuerergebnis und einen Konzerngewinn, die jeweils deutlich über dem bisherigen Rekordergebnis aus 2010 liegen. An der Prognose für 2013 ändert sich den Angaben zufolge nichts.
Gewinnsprung im Quartal
Im dritten Quartal verzeichnete Hochtief dank seiner australischen Tochter Leighton einen Gewinnsprung. Der Vorsteuergewinn stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 129 Millionen auf 333 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt mit 338 Millionen Euro gerechnet. Unter dem Strich legte der Gewinn von 55 Millionen auf jetzt 99 Millionen Euro zu. Damit konnte das Unternehmen seine roten Zahlen aus dem ersten Halbjahr teilweise ausgleichen. Nach neun Monaten stand noch ein Vorsteuerverlust von knapp 102 Millionen Euro zu Buche, unter dem Strich belief sich das Minus noch auf 57 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte im dritten Quartal auf 5,4 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand betrug 44,5 Milliarden Euro, nach 41,2 Milliarden Euro Ende September 2010. Der Auftragseingang halbierte sich im Jahresvergleich auf 3,1 Milliarden Euro. (awp/mc/upd/ps)