München – Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im August weiter verschlechtert. Das Ifo-Geschäftsklima fiel um 0,4 Punkte auf 86,6 Zähler, wie das Ifo-Institut am Montag in München mitteilte. Es ist der dritte Rückgang des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers in Folge und der tiefste Stand seit Februar. Volkswirte waren im Schnitt von einem stärkeren Dämpfer auf 86,0 Punkte ausgegangen.
Die rund 9000 vom Ifo-Institut befragten Unternehmen bewerteten die Aussichten auf ihre künftigen Geschäfte erneut schlechter. Auch die Beurteilung der aktuellen Lage fiel schwächer aus als im Monat zuvor.
«Die Stimmung der Unternehmen ist im Sinkflug», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest die Daten. Die Unternehmen hätten erneut über rückläufige Auftragsbestände geklagt. Insbesondere die Investitionsgüterhersteller seien in einer schwierigen Lage. «Die deutsche Wirtschaft gerät zunehmend in die Krise», sagte Fuest.
Im verarbeitenden Gewerbe sank das Geschäftsklima laut der Ifo-Umfrage erneut. Hier seien die Unternehmen deutlich unzufriedener mit den laufenden Geschäften. Im Bereich Dienstleistungen verschlechterte sich die Stimmung ebenfalls, wohingegen das Geschäftsklima im Bereich Handel nach zwei Rückgängen in Folge leicht stieg. Im Bauhauptgewerbe gab es keine Veränderung.
Analyst Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg wies darauf hin, dass der Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas insgesamt geringer ausgefallen sei als im Vormonat, vor allem bei der Erwartungskomponente. Dennoch gebe es «nicht allzu viele Gründe für Zuversicht», sagte Völker. «Die Weltwirtschaft läuft holprig, von der Geopolitik drohen weiterhin Risiken und der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl lauert als zusätzlicher Unsicherheitsfaktor.»
Einen Hoffnungsschimmer für die deutsche Wirtschaft erkennt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, allerdings in der Aussicht auf sinkende Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB).
Nachdem die EZB die Zinsen im Juni erstmals nach der grossen Inflationswelle gesenkt hatte, wird am Markt im September der zweite Zinsschritt erwartet. Geringere Finanzierungskosten können der angeschlagenen Bauwirtschaft helfen, sagte Gitzel. «Würde die Bauwirtschaft in Fahrt kommen, könnte davon auch das verarbeitende Gewerbe profitieren.»
Der Anleihe- und der Aktienmarkt reagierten unter dem Strich kaum auf die Ifo-Daten. So wurden die Zinssenkungserwartungen untermauert. (awp/mc/ps)