Infineon-CEO Peter Bauer.
Neubiberg – Der Halbleiter-Spezialist Infineon hat nach einem überraschend hohen Gewinn im ersten Geschäftsquartal seine Prognose für das Gesamtjahr nach oben geschraubt. «Wir gehen davon aus, schneller als der Markt wachsen zu können, und erwarten ein weiteres Quartal mit Umsatzwachstum und stabil hohen Margen», sagte CEO Peter Bauer.
Für das laufende Geschäftsjahr 2010/2011 (Ende September) erwartet der Konzern nun ein Umsatzwachstum im mittleren 10-Prozent-Bereich. In bisherigen Prognosen war das Unternehmen von einer Wachstumsrate von bis zu 10 Prozent ausgegangen. Dabei dürfte es bei den Auto- und Industriechips besser laufen als bei den Sicherheitschips. Der Aktienkurs des Dax-Konzerns stieg am Morgen um mehr als drei Prozent. Erste Reaktionen von Analysten fielen positiv aus: So stockten die Experten der Investmentbank Cheuvreux ihre Ergebnisprognose um zehn Prozent und das Kursziel von 5,50 auf 8,50 Euro auf. Das erste Quartal sei stark ausgefallen.
Mehr Investitionen geplant
Als grösster Ertragsbringer erwies sich im Auftaktquartal erneut das Geschäft mit der Industrie. Hier verdiente Infineon operativ 107 Millionen. Bei den Autochips waren es knapp 60 Millionen Euro. Bei den Sicherheitschips, wie sie etwa in Reisepässen stecken, kamen operativ 10 Millionen Gewinn herein. Im laufenden zweiten Geschäftsquartal soll der Umsatz insgesamt leicht wachsen. Dabei sollen die Autochips für merklich steigende Erlöse gut sein, während die Industriechips nur leicht zulegen und die Sicherheitschips lediglich geringfügig wachsen dürften.
Kapazitätsgrenzen
Infineon war in den vergangenen Quartalen dank der weltweit starken Nachfrage aus der Automobilbranche und der Industrie an seine Kapazitätsgrenzen gestossen. Weil weiterhin viele Bestellungen hereinkommen, will der Konzern nun mehr investieren als bisher geplant. Aus dem bisher angepeilten Investitionsvolumen von 550 Millionen Euro für das laufende Geschäftsjahr sollen nun rund 700 Millionen Euro werden und damit mehr als doppelt so viel wie im Jahr zuvor.
Profitabilität steigt
In den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres konnte der Konzern seine Profitabilität kräftig nach oben schrauben. Mit 19,2 Prozent erreichte die Marge für das Segmentergebnis, das die betriebliche Entwicklung widerspiegeln soll, einen Rekordwert. Im Gesamtjahr soll sie nun im hohen zehn Prozent-Bereich herauskommen, zuvor war eine Marge im mittleren bis hohen zehn Prozent-Bereich anvisiert. Der Umsatz fiel im Vergleich zum vierten Quartal von 942 Millionen auf 922 Millionen Euro. Bei Halbleiterherstellern ist wegen der schwankenden Preise der Vergleich mit dem Vorquartal üblich. Beim Segmentergebnis verdiente der Konzern 177 Millionen Euro, nach 171 Millionen Euro im Quartal zuvor. Unter dem Strich sank der Überschuss von 390 Millionen auf 232 Millionen Euro. Während der Umsatz exakt so ausfiel wie von Analysten geschätzt, übertraf Infineon mit den beiden Gewinnkennziffern die Erwartungen teils deutlich.
Qimonda: Infineon reagiert mit Gegenklage
Neues gab es vom langjährigen Sorgenkind Qimonda. Nachdem der Insolvenzverwalter des Speicherchipherstellers im vergangenen Dezember Klage gegen den Konzern erhoben hat, reagierte Infineon nun mit einer Gegenklage. Michael Jaffé hatte dem Konzern laut Darstellung von Infineon Fehler bei der Auslagerung des Speicherchipgeschäfts vorgeworfen. Daraus seien Qimonda Nachteile entstanden. Infineon will nun seinerseits mit einer Feststellungsklage klären lassen, ob der Konzern weiterhin Nutzungsrechte hat, etwa für Qimonda-Patente. Der Insolvenzverwalter sieht diese Nutzungsrechte laut Infineon mit der Insolvenz als Verfallen an. Seine Rückstellungen von 104 Millionen für Qimonda will der Konzern künftig weiter aufstocken und erwartet daraus Belastungen von 80 Millionen Euro.
Aufschwung in Schwellenländern stützt
In der Vergangenheit hatte Infineon teils herbe Verluste verbucht. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete das Unternehmen nach langer Zeit wieder einen Überschuss auf Jahresbasis. Nach dem Börsengang 1999 litt der Halbleitersteller in der Folge abwechselnd unter dem Preisverfall bei Speicherchips, einer einbrechenden Nachfrage infolge von Wirtschaftskrisen und eigenen Problemen. Mit einer geglückten Kapitalerhöhung im Sommer 2009 und dem jüngst abgeschlossenen Verkauf der Handychipsparte an den weltgrössten Chiphersteller Intel kam Infineon wieder auf die Beine und profitiert von der boomenden Wirtschaft in vielen Schwellen- und einer Reihe von Industrieländern. (awp/mc/ps/07)