Inflation fällt in China auf tiefsten Stand seit Anfang 2010
Peking – In China schwächt sich der Preisauftrieb infolge der verhaltenen Konjunkturdynamik immer mehr ab. Wie das nationale Statistikamt am Mittwoch mitteilte, fiel die Inflationsrate im September mit 1,6 Prozent auf den tiefsten Stand seit Januar 2010. Bankvolkswirte hatten eine Rate von 1,7 Prozent erwartet. Im August waren die Verbraucherpreise noch um 2,0 Prozent gestiegen. Das diesjährige Preisziel der Regierung von 3,5 Prozent liegt zurzeit ausser Reichweite.
Unterdessen setzt sich der Rückgang der Produzentenpreise fort. Dies gilt als Hinweis auf hohe Überkapazitäten in der chinesischen Industrie. Die Regierung ist bemüht, derartige Ineffizienzen im Zuge der Neuausrichtung des Wachstumsmodells schrittweise abzubauen. Im September gingen die Erzeugerpreise zum Vorjahresmonat um 1,8 Prozent zurück. Die Preise, die Hersteller für ihre Produkte erhalten, fallen bereits seit Anfang 2012.
«Deflationäre Charakterzüge»
«Die Entwicklung bei den chinesischen Verbraucherpreisen bleibt äusserst moderat», kommentierte Analyst Frederik Kunze von der NordLB. Mit Blick auf die fallenden Erzeugerpreise, die als Vorstufe zur Preisentwicklung auf Verbraucherebene gelten, sprach er sogar von «deflationären Charakterzügen». Die chinesische Notenbank könnte deswegen unter Druck geraten, mehr zur Stützung der Wirtschaftsaktivität zu unternehmen, sagte Kunze.
Noch lehnen Regierung und Zentralbank grosse Konjunkturpakete ab und versuchen vielmehr, die Wirtschaft durch gezielte Einzelmassnahmen zu beleben. Erst am Dienstag hatte die Notenbank den Zinssatz für 14-tägiges Zentralbankgeld leicht reduziert. Vor wenigen Monaten hatte sie auch die Mindestreservehaltung für ländliche Banken gesenkt. Das soll helfen, die Konjunktur zu stützen, damit das Wachstumsziel der Regierung von 7,5 Prozent nicht verfehlt wird. Ob dies gelingt, ist unter Beobachtern strittig. (awp/mc/ps)