Inflation in der Eurozone steigt im Dezember auf Rekordwert von 5,0 Prozent
Luxemburg – Die Inflationsrate im Euroraum ist Ende 2021 auf einen weiteren Rekordwert gestiegen. Die Verbraucherpreise lagen im Dezember um 5,0 Prozent über dem Niveau vom Vorjahr, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg nach einer ersten Schätzung mitteilte. Es ist die höchste Inflationsrate seit der Einführung des Euro. Im Vormonat hatte die Teuerungsrate bei 4,9 Prozent gelegen. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise im Dezember um 0,4 Prozent.
Der Preisschub im Dezember war der sechste Anstieg der Inflationsrate in Folge. Getrieben wurde die Teuerung in den Ländern mit der gemeinsamen Währung in den vergangenen Monaten vor allem durch einen starken Anstieg der Preise für Energie. Die Energiepreise lagen im Dezember um 26 Prozent über dem Vorjahresniveau.
Lebens- und Genussmittel waren 3,2 Prozent teurer als vor einem Jahr. Dienstleistungen haben sich um 2,4 Prozent verteuert und Industriegüter um 2,9 Prozent. Ohne Energie, Lebens- und Genussmittel stieg das Preisniveau im Dezember um 2,6 Prozent. Diese sogenannte Kernrate wird von vielen Ökonomen als verlässliches Mass für den Inflationstrend angesehen.
Baltische Staaten mit höchster Teuerung
Die stärkste Inflation wurde Ende 2021 in den baltischen Ländern gemessen. In Estland war die Jahresrate mit 12,0 Prozent am höchsten, während Litauen mit 10,7 Prozent und Lettland mit 7,7 Prozent folgen. Die niedrigste Teuerungsrate wurde für Malta gemeldet, mit 2,6 Prozent. In Deutschland liegt die für europäische Vergleichszwecke erhobene Inflationsrate (HVPI) bei 5,7 Prozent und damit im Mittelfeld der Euroländer. Die nach der europäischen Methode erhobenen Inflationsrate für Deutschland ist etwas höher als die nach nationalen Standard erhobene Dezember-Rate, die nur bei 5,3 Prozent liegt.
Das mittelfristige Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent wird in allen Ländern der Eurozone überschritten. Eine Zinserhöhung ist aber weiter nicht in Sicht. Die EZB sieht die Inflation vor allem durch Sonderfaktoren getrieben und rechnet im Verlauf des Jahres mit einem Rückgang der Inflationsrate. (awp/mc/pg)
Wirtschaftsstimmung trübt sich stärker als erwartet ein
Derweil hat sich die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone im Dezember stärker als erwartet eingetrübt. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) fiel gegenüber dem Vormonat um 2,3 Punkte auf 115,3 Punkte, wie die Europäische Kommission am Freitag in Brüssel mitteilte.
Im Dezember wurde in vielen Ländern Corona-Massnahmen verschärft. Daher geriet vor allem der Unterindikator für den Dienstleistungssektor unter Druck. Aber auch das Vertrauen im Einzelhandel und das Verbrauchervertrauen trübten sich ein. Das Vertrauen in der Industrie und in der Bauwirtschaft verbesserte sich hingegen.
In allen grossen Ländern der Eurozone ging der ESI zurück. Besonders deutlich sank der Wert in den Niederlanden und in Deutschland. In der Europäischen Union (EU) ging der Gesamtindikator ebenfalls zurück. (awp/mc/pg)