Dublin – Ryanair hat nach dem Rückzieher der Lufthansa Interesse an der insolventen österreichischen Fluggesellschaft Niki angemeldet. Das bestätigte die irische Billig-Airline auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Ryanair habe Kontakt mit den Insolvenzverwalter aufgenommen bezüglich eines «möglichen Kaufs der verbliebenen Niki-Vermögenswerte», hiess es in einer Mitteilung.
Die Air-Berlin-Tochter Niki hatte Mitte der Woche Insolvenz angemeldet und den Flugbetrieb eingestellt, nachdem Lufthansa die Übernahme abgesagt hatte. Bisher haben die Thomas-Cook-Fluglinie Condor und der ehemalige Rennfahrer und Unternehmer Niki Lauda Interesse bekundet. Beide hatten sich bereits im Sommer um eine Übernahme von Niki beworben und stimmten sich nach Informationen aus Luftverkehrskreisen am Freitag in Frankfurt ab.
Ryanair geht auf Piloten-Gewerkschaften zu – Erster Streik abgesagt
Gleichzeitig ist die irische Fluggesellschaft angesichts europaweiter Streikdrohungen der Piloten erstmals in ihrer Geschichte auf die Gewerkschaften zugegangen. Diese fordern bessere und vor allem verbindliche Arbeitsbedingungen. Um Flugausfälle in der Weihnachtswoche zu vermeiden, zeigte sich der Billigflieger am Freitag bereit, die Gewerkschaften als legitime Interessensvertretungen der Piloten in den jeweiligen Ländern anzuerkennen. Daraufhin hat die italienische Pilotengewerkschaft Anpac einen für diesen Freitag über vier Stunden geplanten Streik abgesagt.
Ryanair hat nach eigenen Angaben die Pilotengewerkschaften in Irland, Deutschland, Italien, Spanien und Portugal zu Gesprächen eingeladen. Das kommt einer Kehrtwende gleich. Ryanair-Chef Michael O’Leary hat sich in der Vergangenheit häufig abfällig über Gewerkschaften geäussert und Verhandlungen über Arbeitsbedingungen und Entgelte ausschliesslich mit lokalen Piloten-Komitees an den über 80 Ryanair-Basen geführt.
Allerdings will die Gesellschaft nur mit Gewerkschaftern verhandeln, die selbst für Ryanair fliegen. Auch Gewerkschaftsangestellte sollen zugelassen sein, solange sie nicht für andere Airlines tätig sind, verlangte Ryanair-Personalchef Eddie Wilson in einem Schreiben an die irische Gewerkschaft IALPA. Auch müssten die Streiks umgehend abgesagt werden. (awp/mc/pg)