Dublin – Der Billigflieger Ryanair hat sich mit der Gewerkschaft Forsa im Streit um Arbeitsbedingungen für irische Piloten geeinigt. Das teilten beide Seiten am Donnerstag mit.
«Nach einer 22-stündigen Verhandlungsphase, die am Mittwochmorgen begonnen hatte und am Donnerstagfrüh endete, ist eine Einigung zwischen Forsa und Ryanair im Piloten-Streit erzielt worden», hiess es in einer Mitteilung der Gewerkschaft. Kurz darauf bestätigte auch Ryanair den Durchbruch.
Details wurden zunächst nicht bekannt. Zuerst sollten die Piloten über den Kompromiss abstimmen. Darauf hätten sich beide Seiten geeinigt, hiess es übereinstimmend. Erst danach soll das Ergebnis der Verhandlungen dem Ryanair-Vorstand vorgelegt werden.
Gestritten wurde unter anderem über Urlaub, Stationierungen und Aufstiegsmöglichkeiten. In Irland hatte das zu fünf Streiktagen von 100 der rund 350 in dem Land stationierten Ryanair-Piloten geführt.
Grösster Pilotenstreik in der Geschichte der Airline
Auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern liegt Ryanair mit seinen Piloten im Clinch. Mitte August hatte der Streit der Airline den grössten Pilotenstreik in ihrer Geschichte beschert. Etwa 55’000 Passagiere waren von dem 24-stündigen Ausstand betroffen.
Die deutsche Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) erklärte auf Anfrage, sie wolle das Ergebnis zunächst analysieren. «Es stellt sich die Frage, ob eine Mediation auch in Deutschland in Frage kommen könnte», sagte VC-Vize Markus Wahl. Eine weitere Verhandlungsrunde habe es seit dem Streik nicht gegeben.
VC verlangt unter anderem höhere garantierte Gehälter. Ryanair will keine Vereinbarungen treffen, die sein Niedrigkostenkonzept in Frage stellen würden. Das Unternehmen verweist auf relativ hohe Endgehälter seiner Kapitäne und Copiloten, die über dem Niveau der Billig-Airlines Eurowings oder Norwegian lägen.
Neben den Piloten verlangen auch Flugbegleiter von Ryanair in Deutschland eine bessere Bezahlung. Dazu verhandelt die Gewerkschaft Verdi mit der Billigairline. Verdi will substanzielle Entgeltsteigerungen für die rund 1000 Flugbegleiter erreichen, die in Deutschland stationiert sind. Die Gewerkschaft will auch gegen Befristungen, Leiharbeit und kurzfristige Versetzungen angehen.
Verdi hatte im Vorfeld kritisiert, durch saisonale Schwankungen und fehlende Flugstunden-Garantien könnten einige Vollzeit-Beschäftigte als Grundgehalt monatlich nur bis zu 1000 Euro brutto erhalten. Ryanair wies dies als unwahre Behauptung zurück. Das Kabinenpersonal erhalte bis zu 40 000 Euro im Jahr. Mit dem Unternehmen verhandelt parallel auch die Gewerkschaft Ufo (Unabhängige Flugbegleiter-Organisation). (awp/mc/ps)