Rom – In Italien nehmen die Spekulationen über einen Rücktritt von Finanzminister Giovanni Tria zu. Hauptgrund ist ein Artikel der Tageszeitung «Il Giornale» vom Freitag, die eine Kurzmitteilung Trias an seinen Freund Renato Brunetta von der Mitte-Rechts-Partei Forza Italia zitiert. Auch andere Zeitungen berichten über die Möglichkeit eines Rücktritts des an der Börse angesehenen Finanzministers.
«Ich kann es nicht mehr ertragen, ich bin einem Hinterhalt nach dem anderen ausgesetzt», zitierte «Il Giornale» eine Kurznachricht Trias an Brunetta. «Das einzige, was mich interessiert, ist die Rettung des Landes. Das ist mein Licht. Ansonsten, wenn es nur nach mir ginge, schon längst…». Tria benutzt nicht das Wort Rücktritt, scheint es aber andeuten zu wollen.
Druck von Conte und Di Maio?
Die Tageszeitung «La Stampa» berichtet unterdessen, Premierminister Giuseppe Conte und Vizepremier Luigi Di Maio wollten, dass Tria zurücktrete. Der zweite Vizepremier Matteo Salvini sei sich dagegen noch nicht schlüssig. Die Zeitung «Corriere della Sera» hatte über einen Rückzug Trias schon in der kommenden Woche spekuliert.
Dagegen berichtete die Tageszeitung «La Repubblica», Tria hege keine Rücktrittsgedanken. «Ich hätte keine Gründe zurückzutreten, vor allem jetzt, da die Regierung die Positionen einnimmt, die ich immer vertreten habe», gab das Blatt den Finanzminister wieder.
Tria gilt an den Finanzmärkten als gemässigter Regierungsvertreter, der im Haushaltsstreit mit der EU-Kommission auf eine einvernehmliche Lösung dringt. Die Vizepremiers Di Maio und Salvini gelten demgegenüber als weniger kompromissbereit. Regierungschef Conte wird ebenfalls als eher gemässigter Politiker beschrieben. In dem Haushaltsstreit geht es um die Neuverschuldung Italiens im kommenden Jahr, die die italienische Regierung wesentlich höher ansetzt, als frühere Regierungen zugesagt hatten. (awp/mc/ps)