IWF erwartet schlimmste Entwicklung seit der Weltwirtschaftskrise

IWF-Chefin Kristalina Georgieva. (IMF Photo/Cory Hancock)

Washington – Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt wegen der Coronavirus-Pandemie vor dramatischen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Erwartet werde die schlimmste Entwicklung seit der Weltwirtschaftskrise in den 1920er und 30er Jahren, sagte die IWF-Direktorin Kristalina Georgiewa am Donnerstag in Washington. Es handele sich um eine beispiellose Krise.

Das laufende Jahr werde zweifellos «aussergewöhnlich schwierig» werden, sagte Georgiewa. Selbst wenn sich die Pandemie in der zweiten Jahreshälfte abschwäche und eine teilweise Wiedereröffnung der Wirtschaft erlaube, sei für das kommende Jahr wohl nur eine teilweise Erholung zu erwarten.

Die geschäftsführende Direktorin zeichnete damit ein weitaus düstereres Bild von den sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des neuartigen Coronavirus als noch vor einigen Wochen gezeichnet. Sie stellte fest, dass die Regierungen bereits fiskalische Stimulierungsmassnahmen in Höhe von acht Billionen Dollar ergriffen hätten – dass aber wahrscheinlich noch mehr erforderlich sein würden.

Schwellen- und Entwicklungsländer am stärksten betroffen
Besonders die Schwellen- und Entwicklungsländer würden hart von der Krise getroffen, da sie zur Bewältigung auf Hunderte Milliarden Dollar an ausländischer Hilfe angewiesen seien. Viele Länder in Afrika, Asien und Lateinamerika seien zudem einem höheren Risiko ausgesetzt, weil sie schwächere Gesundheitssysteme hätten. Sie seien auch nicht in der Lage, in ihren dicht besiedelten Städten und in den von Armut geprägten Slums Abstand untereinander einzuhalten.

Ausserdem haben Investoren laut dem IWF bereits rund 100 Milliarden Dollar Kapital aus diesen Ländern abgezogen, mehr als dreimal so viel wie in der gleichen Zeit der globalen Finanzkrise. Angesichts der stark gesunkenen Rohstoffpreise würden die Schwellen- und Entwicklungsländer Billionen von Dollar benötigen, um die Pandemie zu bekämpfen und ihre Volkswirtschaften zu retten.

Sinkendes Pro-Kopf-Einkommen in 170 Ländern
«Noch vor drei Monaten erwarteten wir ein positives Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens in mehr als 160 unserer Mitgliedsländer im Jahr 2020», sagte Georgieva im Vorfeld der Frühjahrstagungen von IWF und Weltbank in der nächsten Woche. «Heute wurde diese Zahl auf den Kopf gestellt: Wir gehen jetzt davon aus, dass über 170 Länder in diesem Jahr ein negatives Pro-Kopf-Einkommenswachstum verzeichnen werden.»

Sollte die Pandemie in der zweiten Jahreshälfte abklingen, könne es eine teilweise Erholung im Jahr 2021 geben, sagte Georgieva. Aber sie warnte davor, dass sich die Situation auch verschlechtern könnte: «Ich betone, dass es eine enorme Unsicherheit über die Aussichten gibt: Abhängig von vielen variablen Faktoren, einschliesslich der Dauer der Pandemie, können sie sich auch verschlechtern.» (awp/mc/pg)

IWF

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