IWF senkt Prognose für Weltwirtschaft – Schweiz unverändert

Christine Lagarde

Christine Lagarde, Direktorin IWF. (Bild: IWF / Flickr)

Christine Lagarde, Direktorin IWF. (Bild: IWF / Flickr)

Washington – Die erhoffte Erholung der Weltwirtschaft verliert nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) schon wieder an Schwung. Für zahlreiche Länder nahm der Fonds am Dienstag seine Wachstumsprognosen teils sehr deutlich zurück. Davon betroffen sind vor allem Deutschland, die USA und auch die Konjunkturlokomotive China.

Die Ursachen reichen von der unerwartet heftigen Rezession im Euro-Raum bis zur Nachfrageschwäche in wichtigen Schwellenländern. Hinzu kommen als neue Risiken Unsicherheiten über den Zeitpunkt und die Folgen eines Ausstiegs aus der extrem lockeren Geldpolitik der vergangenen Jahre. Die US-Notenbank Fed hatte einen «Exit» zuletzt unter bestimmten Bedingungen angekündigt. Für die Europäische Zentralbank ist er gemäss eigenen Angaben noch weit entfernt.

Die Weltwirtschaft wird dem gemäss dem IWF-Bericht in diesem Jahr um 3,1% und im nächsten Jahr um 3,8% wachsen. Die Werte wurden gegenüber den April-Prognosen jeweils um 0,2 Prozentpunkte nach unten korrigiert.

Neue Risiken
«Während alte Risiken fortbestehen, sind neue hinzugekommen», heisst es in dem Bericht mit dem Titel «Wachsende Schmerzen». Dazu gehöre etwa eine dauerhafte Verlangsamung des Wachstumstempos in den Schwellenländern. Ein Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik in den USA könnte gerade für die Schwellenländer und ihre Märkte negative Folgen haben. Insgesamt bestimmten Abwärtsrisiken die aktuelle Konjunktureinschätzung.

Politik in der Verantwortung
Angesichts der Risiken sieht der IWF die Politik in der Pflicht. «Mehr weltwirtschaftliches Wachstum wird zusätzliches politisches Handeln nötig machen.» Die Industrieländer sollten entsprechend eine wachstumsfördernde Politik betreiben, allerdings kombiniert mit Reformen und einer glaubwürdigen Strategie zur mittelfristigen Konsolidierung der Haushalte.

Die lockere Geldpolitik sollte vorerst beibehalten werden. Jede Form des Ausstiegs müsse klar kommuniziert werden, um Marktturbulenzen zu verhindern.

Aufforderung an die EU
Die Euro-Länder forderte der Fonds zudem auf, den Bankensektor in Ordnung zu bringen. Sie müssten den Kapitalbedarf ihrer Institute ermitteln und diesen dann, auch mit direkten Finanzspritzen aus dem Euro-Schutzschirm (ESM), decken. Zudem drängte der IWF auf die rasche Schaffung einer umfassenden Bankenunion mit einer zentralen Abwicklungsbehörde für marode Geldhäuser.

Rezession im Euroraum fällt heftiger aus als erwartet
Die Rezession im Euroraum werde mit 0,6% im laufenden Jahr fast doppelt so schwer ausfallen wie bisher erwartet, so der IWF weiter. Dabei sagt der Fonds den Krisenländern Italien und Spanien noch grössere Probleme voraus. 2014 soll der Währungsraum aber wieder um knapp 1% wachsen.

Keine neuen Prognosen für die Schweiz
Die USA bleiben nach den Berechnungen des IWF mit Zuwächsen von 1,7% in diesem Jahr und 2,7% im nächsten Jahr ebenso unter den April-Prognosewerten wie China mit erwarteten Raten von etwas unter 8% in diesem und dem nächsten Jahr. Die Schätzungen für andere grosse Schwellenländer wie Indien, Brasilien oder Mexiko wurden um bis zu 0,75 Prozentpunkte gekürzt.

Für die Schweiz wies der IWF im Bericht keine neuen Zahlen aus. Im April wurde fürs laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,3% erwartet. 2013 soll das Bruttoinlandprodukt (BIP) dann sogar um 1,8% wachsen. Innerhalb Europas würde die Schweiz damit zu den Ländern mit den stärksten Wachstumsraten zählen.

Die verschiedenen aktuellsten BIP-Prognosen von Schweizer Konjunkturforschern sagen der Schweiz im laufenden Jahr ein Wachstum zwischen 0,9 und 1,5% voraus. 2014 soll die Wirtschaft noch stärker wachsen. (awp/mc/pg)

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