IWF senkt Wachstumsprognose für China – hohe Schulden als Gefahr

IWF senkt Wachstumsprognose für China – hohe Schulden als Gefahr
David Lipton, Vize-Direktor IWF. (Bild: IWF / Flickr)

David Lipton, stellvertretender IWF-Direktor. (Bild: IWF / Flickr)

Peking – Die schwache Weltkonjunktur drückt auf die Aussichten für Chinas Wachstum. Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte am Mittwoch seine Prognose für dieses Jahr von 8 Prozent auf 7,75 Prozent. «Das ist immer noch ein starkes Wachstum», sagte der stellvertretende IWF-Direktor David Lipton vor Journalisten in Peking. Die IWF-Prognose liege noch immer über der offiziellen Vorgabe von 7,5 Prozent, sagte Lipton. Im Jahr 2012 hatte das Wachstum Chinas bei 7,8 Prozent gelegen – dem schwächsten Jahr seit 1999.

Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt stehe vor einer herausfordernden Reformagenda, um langfristig das hohe Wachstum zu sichern. Die Expertengruppe des IWF sehe Risiken in den hohen Schulden und einer undurchsichtigen Kreditvergabe, warnte Lipton. Inklusive der lokalen Behörden geht der IWF von einer Gesamtverschuldung Chinas von etwa 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukt (BIP) aus.

Milliarden in Konjunkturprogramme gepumpt
Für das vergangene Jahr bezifferte der IWF die Verschuldung mit 10 Prozent des BIP. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass das Wirtschaftswachstum ohne grosse Investitionsprogramme der Regierung weiter eingebrochen wäre. China hatte Milliarden in Konjunkturprogramme gepumpt. Trotzdem hatte das Wachstum im ersten Quartal 2013 mit 7,7 Prozent unter den Erwartungen von Experten gelegen.

«Es gibt Gefahren, dass die kreditfinanzierten Investitionen zu weit gehen», sagte Lipton. Die Geldvergabe müsse transparenter werden, damit Investitionen wirklich effektiv genutzt würden. «Die Entscheidungen lokaler Behörden müssen zum effektiven Nutzen der Ressourcen beitragen», forderte Lipton.

Wachstum teilweise zu stark auf Investitionen angewiesen
Insgesamt gehe es in China nun um einen Wandel des Wachstumsmodells weg vom Export. «Einen entschiedenen Vorstoss für höhere Haushaltseinkommen und einen stärkeren Binnenkonsum» forderte Lipton. Während es bereits gute Fortschritte im Wandel weg vom Export gebe, sei das Wachstum teilweise zu stark auf Investitionen angewiesen.

Im Vergleich zum minimalen Wachstum in Europa und den USA erscheinen Wachstumszahlen wie in China bemerkenswert, doch sind sie für ein Schwellenland wie China mit seinem Nachholbedarf nicht hoch. Experten sehen sechs oder sieben Prozent Wachstum als Untergrenze, um ausreichend Arbeitsplätze zu schaffen und Entwicklungsprobleme zu lösen. (awp/mc/ps)

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