IWF sieht stärkeres Wachstum der Weltwirtschaft

IWF sieht stärkeres Wachstum der Weltwirtschaft

IWF-Direktorin Christine Lagarde. (Foto: OIMF Staff  Photograph / Stephen Jaffe)

Washington – Die Erholung der Weltwirtschaft gewinnt aus Sicht des IWF an Fahrt. Das Wachstum werde weiter zunehmen, heisst es im jüngsten Ausblick des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die Gefahr einer erneuten Weltwirtschaftskrise lässt weiter nach, wie die Washingtoner Finanzorganisation am Dienstag hervorhob. «Die weltweite Erholung dürfte sich verstärken, angeführt von den grossen Volkswirtschaften.» Trotz zahlreicher Risiken durch neue politische Spannungen wie den Ukraine-Konflikt sieht der IWF die Erholung derzeit nicht gefährdet.

Konkret werde die Wirtschaftsleistung 2014 weltweit um 3,6 Prozent wachsen. 2015 werde das Plus 3,9 Prozent betragen. Der Währungsfonds korrigierte beide Werte seit seiner letzten Analyse im Januar nur unwesentlich nach unten. Im Vorjahr hatte die Weltkonjunktur noch um 3,0 Prozent zugelegt. Besonders die USA und die aufstrebenden Staaten in Asien und im südlichen Afrika seien Wachstumsmotoren.

Eurozone: «Altlasten müssen beseitigt werden»
Für Deutschland verbesserte der internationale Krisenhelfer seinen Ausblick leicht: Das Konjunkturplus betrage voraussichtlich 1,7 Prozent im laufenden Jahr und 1,6 Prozent im kommenden. Auch für die Eurozone insgesamt sieht die Prognose ein wenig besser aus als zuvor. Das Wachstum werde 2014 bei 1,2 und 2015 bei 1,5 Prozent liegen. Doch vor allem die schwächeren Staaten litten anhaltend unter hoher Arbeitslosigkeit, geringen Investitionen und einem mangelhaften Kreditangebot. «Die Altlasten der Krise müssen immer noch völlig beseitigt werden», heisst es in dem Papier. Nötige Reformen dürften nicht aufgeschoben werden, nur weil es jetzt positive Anzeichen gebe.

Grossbritannien mit stärkstem Wachstum der westlichen Wirtschaftsmächte
«Die Haushaltseinsparungen lassen nach und Investoren sorgen sich weniger vor Überschuldung. Die Banken werden stärker», beschreibt IWF-Chefökonom Olivier Blanchard die Fortschritte in den Industrieländern aus seiner Sicht. Am besten von den westlichen Wirtschaftsmächten schneidet in diesem Jahr Grossbritannien mit einem Wachstum von 2,9 Prozent ab – es fällt 0,4 Prozentpunkte höher aus als der IWF zuletzt erwartet hatte. Entwicklungs- und Schwellenländer profitierten im gleichen Zug von der vermehrten Nachfrage nach Exportgütern.

Niedrig-Inflation in grossen Volkswirtschaften
Dennoch sei die Weltwirtschaft immer noch anfällig. «Akute Gefahren haben nachgelassen, aber die Risiken sind nicht verschwunden», meint Blanchard. Eine der grössten Bedrohungen sei die Niedrig-Inflation in grossen Volkswirtschaften. Anhaltend geringe Teuerungsraten schadeten der Konjunktur. Das Problem herrsche vor allem in der Eurozone. «Wir glauben, es gibt auch die Risiko der Deflation», sagte Blanchard. Als Gegenmassnahme müsse die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik auch mit «ungewöhnlichen Massnahmen» weiter lockern, bekräftigte er. Sie solle lieber früher als später handeln. Darüber hinaus müssten die Banken in der Union weiter rekapitalisiert werden.

Russische Wirtschaft bekommt spürbare Probleme
Sorgen bereiten dem IWF auch weiterhin die drohenden Kapitalprobleme in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Die aufstrebenden Nationen müssten sich davor wappnen, dass Investoren ihr Geld abziehen. Sie sollten ihre Wechselkurse flexibel darauf reagieren lassen, ihre Geldpolitik straffen, Defizite in den Staatshaushalten senken und neue Strukturreformen ergreifen, schlägt der IWF vor.

Neben anhaltenden Problemen hat der Währungsfonds zudem auch neue Risiken für die Weltwirtschaft ausgemacht. Dazu gehörten auch neue geopolitische Krisen wie der Ukraine-Konflikt. Nicht nur werde die Ex-Sowjetrepublik wirtschaftlich leiden, auch die russische Wirtschaft bekomme spürbare Probleme, sagte Blanchard. Im jüngsten Ausblick kürzte der Fonds seine Konjunkturprognose für das Land um 0,6 Prozentpunkte auf 1,3 Prozent Wachstum in diesem Jahr. Das Investitionsklima in Russland werde sich weiter verschlechtern. (awp/mc/pg)

Schreibe einen Kommentar