IWF: Ukraine-Krieg und seine Folgen sind grosses Risiko für die Schweiz

IWF: Ukraine-Krieg und seine Folgen sind grosses Risiko für die Schweiz
(Bild: Schlierner / Adobe Stock)

Bern – Der russische Krieg in der Ukraine und seine Folgen stellen für die Schweizer Wirtschaft ein grosses Risiko dar. Vor allem die Preisentwicklung im Energiesektor kann die Wirtschaft bremsen. Insgesamt geht der Internationale Währungsfonds (IWF) dennoch von einem Wachstum von 2,2 Prozent im laufenden Jahr aus.

2023 dürfte das Wirtschaftswachstum leicht unter 1,5 Prozent liegen, schätzt der IWF. Die IWF-Delegation und das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen stellten den Bericht zum jährlichen Länderexamen der Schweiz am Mittwoch vor. Trotz gewissen Expositionen etwa im Rohstoffhandel sind die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Schweiz limitiert.

Grund für die Senkung der IWF-Wachstumsprognose von ursprünglich 3,0 Prozent für 2022 sind die globalen Folgen des Krieges. Hauptrisiko bildet eine mögliche Energieknappheit mit entsprechend explodierenden Preisen. Hinzu kommen unterbrochene Lieferketten. Die entstehenden Unsicherheiten könnten auch die Flucht in den Franken beschleunigen.

Vor den starken Preisschwankungen im Energiesektor blieben die Schweizer Haushalte bisher verschont. Sollten die europäischen Preisanstiege aber auf die Schweiz durchschlagen, müsste die Politik Unterstützungsmassnahmen für einkommensschwache Haushalte prüfen, rät der IWF.

Angesichts des Zustroms von Flüchtlingen aus der Ukraine ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen notwendig, heisst es im Bericht weiter. Ein weiteres Risiko stellen mögliche neue Coronawellen dar.

Schnelle Erholung von Pandemie
Von der bisherigen Coronapandemie hat sich die Schweizer Wirtschaft ausser den Sektoren Gesundheit und öffentlicher Verkehr schnell erholt. Nach Angaben des SIF attestiert der IWF der Schweiz eine gute Reaktion in der Geldpolitik und bei der Unterstützung der Unternehmen durch die öffentliche Hand.

Die dadurch entstandenen Schulden schmälern indessen den finanzpolitischen Spielraum. Ohne die Schuldenbremse zu lockern, soll die Schweiz diesen gemäss Bericht aber weiterhin nutzen. Dass der Bundesrat die Schulden mittels Überschüssen und Ausschüttungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in zwölf statt wie ursprünglich geplant in sechs Jahren abbauen will, ist laut dem IWF angemessen.

Bis Ende 2022 dürften die Ausgaben wegen der Pandemie 3 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) oder mehr betragen. Dank der langsameren Amortisation vermeidet der Bund Schocks durch abrupte Kürzungen und schnelle Konsolidierungen auf der Ausgaben- oder höhere Steuern auf der Einnahmenseite.

Vorsorge-Reform sichert nur zehn Jahre
Der IWF erwähnt daneben die zahlreichen mittel- und längerfristige Herausforderung für die Bundesfinanzen. Im Zuge der OECD-Reform für die Vereinheitlichung der Unternehmenssteuern sollte sich der Bund frühzeitig mit den Kantonen zusammensetzen, um die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts zu fördern.

Die Alterung der Bevölkerung, der Klimawandel, die Energieversorgungssicherheit, Verteidigungsausgaben sowie die Beziehungen zur EU bleiben Dauerbrenner.

Bei der Altersvorsorge hält der Fonds die Revision der AHV und der Pensionskassen für prioritär, warnt aber gleichzeitig, dass die Reform die Finanzierung nur für die nächsten zehn Jahre sichert. Bei der EU erachtet er eine Stabilisierung der Beziehungen für nötig. Die Anstrengungen zur CO2-Reduktion und für die Energieversorgung würdigt er.

Teuerung soll sich 2023 einpendeln
Die Inflationsprognose des IWF liegt 2022 für die Schweiz bei 2,5 Prozent. Für die Teuerung verantwortlich ist der Preisdruck bei Rohstoffen, Energie und Importen. Der starke Franken dämpft den Inflationsdruck im Inland allerdings. Auch durch Lohnanstiege ist kein Druck auf die Preise zu erwarten.

Trotzdem sieht der Währungsfonds steigende Inflationsrisiken, welche die Schweizerische Nationalbank (SNB) beobachten sollte. Die Inflation sollte indessen vorübergehend sein und im ersten Halbjahr 2023 mit 1,6 Prozent wieder im Zielband der SNB von 0 bis 2 Prozent liegen.

Anhaltendes Immobilien-Risiko
Die Kapitalausstattung der Banken erwies sich in der Krise als ausreichend. Insbesondere für die Inlandbanken stieg das Risiko aber durch das starke Preis- und Kreditwachstum bei den Immobilien. Ein rascher Zinsanstieg könnte dort zu einer Preiskorrektur führen.

Der IWF begrüsst die Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers. Dennoch müsse die Schweiz weitere Massnahmen zur Reduktion der Risiken auf dem Immobilienmarkt anvisieren. (awp/mc/pg)

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