IWF: USA und Brexit drücken weltweites Wirtschaftswachstum

IWF: USA und Brexit drücken weltweites Wirtschaftswachstum
IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld. (Foto: IWF / Flickr)

Washington – Der Internationale Währungsfonds (IWF) tritt bei seiner Herbstprognose für die weltweite Wirtschaft weiter auf die Bremse. Vor allem hinsichtlich der USA als grösste Volkswirtschaft der Welt herrscht wenig Optimismus.

Der IWF nahm am Dienstag seine Prognose für die USA für das laufende Jahr im Vergleich zum Juli um 0,6 Prozent zurück, für das nächste Jahr um 0,3 Prozent. Die Weltwirtschaft insgesamt werde wie bereits im Juli prognostiziert um 3,1 Prozent wachsen, im nächsten Jahr um 3,4 Prozent. Neben einem schwächer gewordenen US-Wachstum drückten vor allem die Unsicherheiten in Verbindung mit dem Brexit-Votum in Grossbritannien auf das Wachstum, teilte der IWF am Dienstag in Washington mit. 

Weiche Landung beim Brexit erwartet
Die Weltwirtschaft bleibt ein Sorgenkind, auch wenn der Abwärtsstrudel beim Wachstum einigermassen gebremst ist. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in seinem Herbstgutachten seine Wachstumsprognose im Vergleich zum Juli zwar nicht zurücknehmen müssen. Dies war aber nur möglich, weil «einige positive Überraschungen» in Europa und Japan die enttäuschenden Wachstumsdaten aus den USA ausgleichen und die Auswirkungen des Brexit-Votums in Grossbritannien bisher nicht so schlimm waren, wie befürchtet. IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld sprach bezüglich des Brexit am Dienstag von einer «weichen Landung».

Der Herbstprognose des IWF zufolge soll die weltweite Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr um 3,1 Prozent, im nächsten Jahr um 3,4 Prozent wachsen. Deutschland liegt mit einem erwarteten Wachstum im laufenden Jahr von 1,7 Prozent exakt im Schnitt der EU-Länder. Im nächsten Jahr sollen es jedoch nur noch 1,4 Prozent werden. Trotz der bisher ausgebliebenen Härten prophezeit der IWF dem Brexit-Land Grossbritannien Ungemach für die Zukunft: Dort soll das Wachstum im nächsten Jahr von derzeit 1,8 Prozent auf nur noch 1,1 Prozent rutschen. «Die Abwertung des Pfund Sterling hat mehrere Effekte. Einer davon ist, dass Grossbritannien Realeinkommen einbüsst», sagte Obstfeld.

Schwellenländer geht es besser
Besser als in der insgesamt nur um 1,6 Prozent wachsenden Gruppe der Industrieländer geht es in den Schwellenländern. Deren Wachstum hat sich bei 4,2 Prozent gefangen. Brasilien werde im nächsten Jahr den Sprung aus der Rezession schaffen und wieder leicht wachsen, China könne sein Wachstum über sechs Prozent halten. Auch in Russland gebe es dank anziehender Ölpreise wieder einen Aufwärtstrend. Schwierig sei die Lage dagegen in den Entwicklungsländern im südlichen Afrika. Dort habe die Prognose für das laufende und das kommende Jahr deutlich nach unten korrigiert werden müssen.

Wohlhabendere Länder sollen Deflation verhindern
Obstfeld forderte die wohlhabenderen Länder in Europa, vor allem Deutschland dazu auf, mehr für das Ankurbeln von Wachstum und zur Verhinderung von Deflation zu tun. «Das Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen ist sehr schwierig, ohne die Beteiligung von Ländern, die kleinere oder gar keine Defizite haben», sagte Obstfeld.

Er wandte sich zudem gegen Tendenzen, die Globalisierung zurückzudrehen. «Es ist lebenswichtig, die Möglichkeiten zunehmender Handelsintegration zu erhalten», sagte Obstfeld. «Ein weltweites Umfeld, das gegen Handel ist, wird es für Rohstoffexporteure und Niedriglohnländer unmöglich machen, neue Export-Modelle zu entwickeln und schrittweise die Einkommenslücke zu schliessen», betonte er. (awp/mc/cs)

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