Ausstieg aus dem Ausstieg: Japan setzt wieder auf Atomstrom
Bauarbeiten am havarierten AWK Fukushima (im Juli 2013).
Tokio – Japan setzt ungeachtet der Atomkatastrophe in Fukushima auch in Zukunft auf Atomenergie. Die rechtskonservative Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe ist endgültig von dem von der Vorgängerregierung verkündeten Atomausstieg wie in Deutschland abgerückt.
Ein am Freitag beschlossener neuer langfristiger Energieplan definiert Kernenergie als «wichtige Quelle» zur Abdeckung der Grundlast bei der Energieversorgung. Man werde wieder Atomreaktoren hochfahren, die die neuen Sicherheitsauflagen erfüllen. Zugleich wolle man «so weit wie möglich» die Abhängigkeit vom Atomstrom verringern. Zahlen für einen Energiemix gibt es nicht.
Alle 50 AKW abgeschaltet
Vor der Atomkatastrophe in Fukushima in Folge des schweren Erdbebens und Tsunamis vom 11. März 2011 deckte die drittgrösste Volkswirtschaft der Welt rund ein Drittel ihres Strombedarfs mit Atomkraftwerken ab. Damals sollte dieser Anteil weiter erhöht werden. Derzeit sind alle 50 Akw aus Sicherheits- und Wartungsgründen abgeschaltet. Zum Ausgleich wurden Wärmekraftwerke hochgefahren, weswegen Japan verstärkt Gas, Öl und Kohle importieren muss. Das Ziel, den CO2-Ausstoss um 25 Prozent unter den Wert von 1990 zu senken, wurde bereits über Bord geworfen.
Mit ihrem neuen Energieplan lässt die Regierung Abe die Möglichkeit offen, neue Atomreaktoren zu bauen. Abes Liberaldemokratische Partei LDP steht traditionell der Atomindustrie nahe. Experten in Tokio gehen davon aus, dass von den bestehenden Atommeilern etwa ein gutes Dutzend wiederangefahren werden könnte.
Neue Sicherheitsauflagen
Hierzu müssen sie die neuen – nach Darstellung der Regierung weltweit schärfsten – Sicherheitsauflagen erfüllen. Zugleich hält die Regierung Abe an ihrem Vorhaben fest, ein System zur Wiederaufbereitung abgebrannten Atombrennstoffs zu schaffen.
Japans Stromversorgung wird damit auch zukünftig auf einem Mix aus Atomkraft, fossilen Energieträgern sowie erneuerbaren Energien basieren. Prozentuale Angaben dazu machte die Regierung in dem neuen Energieplan zwar nicht, da im Moment noch nicht vorhersehbar sei, wie viele Atomreaktoren nach Erfüllung der neuen Sicherheitsauflagen wiederangefahren werden können. In einer Fussnote wurde jedoch vermerkt, dass man den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 stärker ausbauen wolle als im vorherigen Energieplan vorgesehen. In dem Energieplan von 2010 war ein Anteil von 20 Prozent angestrebt worden. (awp/mc/upd/ps)