Japans Exporte legen erstmals seit einem Jahr wieder zu
Tokio – Japans Exportwirtschaft hat das vergangene Jahr mit einem überraschenden Lichtblick abgeschlossen. Im Dezember seien die Ausfuhren der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt um 5,4 Prozent im Jahresvergleich gestiegen, teilte das japanische Finanzministerium am Mittwoch mit. Dies ist der erste Anstieg der Exporte im Jahresvergleich seit über einem Jahr und der stärkste Zuwachs seit Juli 2015. Ein besonders starkes Plus meldete die Regierung bei den Ausfuhren nach China, die im Dezember einen Rekordwert erreichten.
Volkswirte wurden vom Ausmass der japanischen Exportzuwächse überrascht. Experten hatten zwar einen Anstieg im Dezember erwartet, waren aber im Jahresvergleich nur von einem Zuwachs um 1,1 Prozent ausgegangen.
Rekordausfuhren nach China
Ein Grund für das starke Abschneiden der japanischen Exportwirtschaft sehen Experten in der Kursentwicklung des Yen. Die japanische Währung hatte Ende 2016 an Wert verloren, was japanische Waren im Aussenhandel günstiger machte. Vor allem in Asien sei die Nachfrage nach japanischen Waren stark gewesen, besonders nach Smartphones, sagte Experte Masaki Kuwahara von der Bank Nomura. «Die Exporte werden das japanische Wachstum in der ersten Jahreshälfte stützen», sagte er weiter.
Einen besonders starken Anstieg gab es bei den Ausfuhren nach China, das zu den wichtigsten Handelspartnern Japans zählt. Im Dezember haben die japanischen Ausfuhren in die Volksrepublik um 12,5 Prozent im Jahresvergleich zugelegt und ein Rekordvolumen von 1,3 Billionen Yen (etwa 10,6 Milliarden Euro) erreicht.
Bessere Weltwirtschaft stützt
Ausserdem hat nach Einschätzung von Experten das jüngste Anziehen der Weltwirtschaft den japanischen Aussenhandel beflügelt. Bei den Ausfuhren in die USA meldete das Ministerium für Dezember den ersten Anstieg seit zehn Monaten. Demnach habe Japan 1,3 Prozent mehr Waren in die grösste Volkswirtschaft der Welt geliefert als im Vorjahresmonat. Als Grund wurde unter anderem eine höhere Nachfrage nach Autos genannt.
Einen Dämpfer gab es hingegen bei den Ausfuhren nach Europa. In die Länder der Europäischen Union fielen die Exporte im Dezember um 4,0 Prozent.
Rückenwind für Abe
Im Dezember sind die Importe den Angaben zufolge um 2,6 Prozent im Jahresvergleich gesunken. Hier hatten Volkswirte nur einen Rückgang um 0,8 Prozent erwartet. Unterm Strich erzielte Japan im Dezember einen Überschuss in der Handelsbilanz von bereinigt 356,7 Milliarden Yen und unbereinigt 641,4 Milliarden Yen. Beides liegt deutlich über den Markterwartungen.
Die überraschend starken Exportdaten geben Japans Premierminister Shinzo Abe Rückenwind. Seit geraumer Zeit versucht die Regierung in Tokio, die Wirtschaft des Landes stärker in Schwung zu bringen. Unter anderem sorgt die Notenbank mit einer extrem lockeren Geld für eine beispiellosen Geldflut.
Unsicherheit durch Donald Trump
Nach dem starken Jahresende 2016 könnten auf die japanische Exportwirtschaft im laufenden Jahr aber neue Unsicherheiten zukommen. Zuletzt hatte der neue US-Präsident Donald Trump wie angekündigt eine Kehrtwende in der US-Handelspolitik vollzogen und dem transpazifischen Handelsabkommen TTP eine Absage erteilt.
An der Börse in Tokio profitierten die Kurse von den überraschend starken Exportdaten. Der Leitindex Nikkei legte 1,43 Prozent auf 19 057,50 Punkte zu. (awp/mc/upd/ps)