Sarkophag-Lösung für Fukushima ins Auge gefasst

Sarkophag-Lösung für Fukushima ins Auge gefasst

Einblick in die Überreste des Reaktorblocks 4 aus der Luft.

Tokio – Zur Verhinderung eines dramatischen Austritts radioaktiver Strahlen könnte das gesamte havarierte japanische Atomkraftwerk Fukushima unter einem Berg aus Sand und Beton begraben werden. Dies sei ein letzter Ausweg, teilten Ingenieure der Betreiberfirma am Freitag mit.

Derzeit werde aber alles daran gesetzt, einen Super-GAU durch die Kühlung der Reaktoren noch zu verhindern. Die japanische Atombehörde stufte den Störfall der Reaktoren eins, zwei und drei unterdessen auf die Kategorie fünf hoch. In Tschernobyl war die höchste Stufe sieben erreicht worden. Die Ankündigung des Unternehmens, das gesamte Kraftwerk möglicherweise zu begraben, könnte ein Hinweis darauf sein, dass Tepco ein Fehlschlagen aller Rettungsversuche in Betracht zieht.

Wasserpumpen noch intakt?
Die Techniker arbeiteten am Freitag aber noch mit Hochdruck daran, eine Starkstromleitung zu zwei der sechs Reaktoren zu verlegen. Mit der neuen Energieversorgung könnten die Wasserpumpen zur Kühlung der überhitzten Brennstäbe vielleicht wieder gestartet werden. Der Strom zu den Unglücksreaktoren eins und zwei könnte bis Samstag wieder fliessen, erklärte die Atomaufsicht. Einen Tag später könnten auch die Reaktoren drei und vier wieder mit Elektrizität versorgt sein. Allerdings war unklar, ob die Wasserpumpen nicht durch das Erdbeben, den Tsunami und die späteren Explosionen im AKW beschädigt wurden.

Kühlung mit Wasser geht weiter
Inzwischen wurden die Reaktoren weiter mit Wasser besprüht. Die Arbeiter konzentrierten sich dabei auf Reaktor drei, von dem die grösste Gefahr ausging. Zu seinem atomarem Brennstoff gehört auch das hochgiftige und krebserregende Plutonium. Eine weiteres Problem stellen alte Brennstäbe des Reaktors vier dar, die noch in einem Abklingbecken gekühlt werden müssen. Unklar war, ob die Brennstäbe bereits trocken lagen. Die Situation bleibe sehr ernst, erklärte die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA). Allerdings gebe es keine deutliche Verschlechterung seit Donnerstag. Die Strahlenbelastung in der rund 240 Kilometer entfernt liegenden Metropole Tokio sei nicht gefährlich.

EU bietet Unterstützung an
Die EU will Japan im Kampf gegen das Atomunglück unterstützen. «Wir stehen mit technischer Hilfe bereit, um beim Herunterkühlen des Atommeilers zu helfen», sagte eine Sprecherin der EU-Kommission in Brüssel. Dabei gehe es vor allem um mittel- und langfristige Hilfe: Nach ihren Angaben wird es rund ein Jahr dauern, bis der Reaktor komplett heruntergekühlt ist. In dieser langen Periode könnten die EU-Länder mit Material, technischen Geräten und Experten helfen. Bislang gebe es aber noch keine Anfrage der Regierung in Tokio. Am Montag treffen sich in Brüssel die EU-Energieminister zu einem Sondertreffen, um über die Konsequenzen der Katastrophe in Japan für Europa zu beraten.

Weder Heizung noch Trinkwasser
Während sich die Aufmerksamkeit auf die Atomkatastrophe von Fukushima richtet, leiden nach wie vor Hunderttausende Menschen unter den Folgen des Erdbebens und des Tsunamis. Sie leben in Notunterkünften oft ohne Heizung und Trinkwasser, während in dem Gebiet ein Kälteeinbruch Eis und Schnee brachte. Auch die medizinische Versorgung konnte nicht gesichert werden. Die Regierung in Tokio erwog, einen Teil der betroffenen Menschen in andere Landesteile zu bringen, die nicht von dem Desaster betroffen sind. Im Norden Japans waren am Freitag bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt immer noch mehr als 300’000 Haushalten ohne Strom. (awp/mc/upd/ps)

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