Tokio – In Japan bleibt die Inflation weiter deutlich hinter dem Notenbankziel zurück. Die Verbraucherpreise seien im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozent gestiegen, teilte die Regierung am Freitag in Tokio mit.
Damit verharrte der Wert auf dem Mai-Niveau – Volkswirte hatten mit einem Anstieg um 0,8 Prozent gerechnet. Die Kernrate, bei der schwankungsanfällige Preise für Nahrungsmittel herausgerechnet werden, stieg um 0,8 Prozent und damit etwas stärker als noch im Mai. Dies war von Ökonomen erwartet worden. Sie liegt weiter deutlich unter dem Zielwert der japanischen Zentralbank von zwei Prozent.
In Japan versuchen die Währungshüter seit mehr als fünf Jahren die Inflation mit einer extrem lockeren Geldpolitik an die Zielmarke von zwei Prozent zu bringen. Einen Zeitplan zur Erreichung dieses Ziels hatte sie aber im April aufgegeben. Notenbankchef Haruhiko Kuroda hatte sich zuletzt aber trotz der niedrigen Rate zuversichtlich gezeigt, dass es weiterhin eine Bewegung hin zu dem Zwei-Prozent-Ziel gebe. Für das Gesamtjahr erwartet die japanische Notenbank eine Inflationsrate von 1,3 Prozent.
Auswirkungen des Handelskriegs könnten auch Japan treffen
Die japanische Zentralbank kämpft gegen die Gefahr von sinkenden Preisen. Diese bergen generell das Risiko, dass Verbraucher den Kauf von grösseren Konsumgütern in der Hoffnung auf billigere Preise aufschieben und damit die Konjunktur abwürgen. Der private Konsum ist in der zuletzt wieder sehr gut laufenden japanischen Wirtschaft weiter relativ schwach. Wachstumstreiber sind vor allem die Investitionen der Unternehmen – diese könnten jedoch bald niedriger ausfallen, wenn der Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China sowie der EU weiter eskaliert.
Japan ist davon zwar grösstenteils nicht direkt betroffen, könnte aber wegen einer allgemein sinkenden Nachfrage beziehungsweise gedämpften Welthandel mit in den Strudel gezogen werden. So könnten zum Beispiel die Ausfuhren nach China, dem wichtigsten Handelspartner der weltweit drittgrössten Volkswirtschaft zurückgehen. Das stark von den Exporten abhängige Land hatte erst am Anfang der Woche ein Freihandelsabkommen mit der EU unterzeichnet. (awp/mc/ps)