Japanische Wirtschaft leidet unter Exportschwäche
Tokio – Japans Wirtschaft hat im zweiten Quartal nach einem starken Jahresauftakt stagniert. In den Monaten April bis Juni sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um eine hochgerechnete Jahresrate von 0,2 Prozent gewachsen, teilte die Regierung am Montag in Tokio mit. Ohne Annualisierung kam das Wachstum zum Erliegen. Die Markterwartung wurden klar verfehlt. Bankvolkswirte hatten im Durchschnitt mit einem Wachstum um annualisiert 0,7 Prozent gerechnet.
Das solide Wachstum im ersten Quartal konnte damit nicht gehalten werden. Im Auftaktquartal war die drittgrösste Volkswirtschaft der Welt um revidiert 2,0 Prozent (zuvor 1,9 Prozent) gewachsen. Dieser Wert ist auf das Jahr hochgerechnet.
Schwache Exporte belasten
Ein Grund für das enttäuschende Abschneiden im zweiten Quartal ist der schwache Export. In dem für Japans Wirtschaft wichtigen Sektor gab es in den Monaten April bis Juni einen Rückgang im Quartalsvergleich um 1,5 Prozent. Als Hauptursache für die schwachen Exporte gilt die starke japanische Währung. In den vergangenen Monaten war der japanische Yen als sicherer Anlagehafen gefragt und hatte zu anderen wichtigen Währungen deutlich aufgewertet. Das hat japanische Waren im Ausland verteuert.
«Bei den Ausfuhren hinterlässt der starke Yen zusammen mit der flauen globalen Konjunktur erhebliche Spuren», kommentierte Experte Stefan Grosse von der Landesbank NordLB die Konjunkturdaten. Als einen weiteren Grund für den Konjunkturdämpfer nannte er die geringen Investitionen der japanischen Unternehmen.
Enttäuschende Investitionen
«Die Enttäuschung über die Investitionsdynamik der Unternehmen ist gross», sagte Experte Rudolf Besch von der Dekabank. Die bisher vorliegenden Daten deuten darauf hin, dass die Investitionsdynamik bisher nicht in Schwung gekommen ist.
Nach dem Dämpfer im zweiten Quartal blicken Ökonomen aber etwas optimistischer auf den weiteren Verlauf des Jahres. «Die Aussichten auf das zweite Halbjahr sind eher positiv», sagte Experte Grosse. Er begründete seine Einschätzung mit einem Konjunkturpaket, dass die Regierung auf den Weg gebracht hat.
Stärkeres Wachstum in der zweiten Jahreshälfte
Nach seinem Wahlsieg im Juli hatte die Regierung unter Ministerpräsident Shinzo Abe ein umfangreiches Konjunkturprogramm in einem Volumen von umgerechnet etwa 250 Milliarden Euro beschlossen. Damit sollen unter anderem Infrastrukturprojekte finanziert werden. Angesichts der horrenden Staatsverschuldung in Japan entfällt der grösste Teil des Pakets aber auf bereits bestehende Kredit- und Investitionsprogramme.
Die Massnahmen der Regierung zur Ankurbelung der Konjunktur werden zudem durch eine extrem lockere Geldpolitik der japanischen Notenbank flankiert, die ebenfalls auf ein stärkeres Wachstum abzielen. Zuletzt hatte sich bereits mehrere Konjunkturindikatoren verbessert. Dies deuten darauf hin, dass Japans Wirtschaft wieder etwas stärker in Schwung kommen könnte. (awp/mc/upd/ps)