Wasserstoffexplosion im AKW Fukushima am 12. März 2011.
Tokio – Bei der Energieversorgung hat Japan bis zur Atomkatastrophe in Fukushima wie kaum ein anderes Land auf die Atomkraft gesetzt. Mittlerweile sind nur noch drei Kraftwerke in Betrieb, weil die meisten Anlagen vorübergehend oder endgültig stillgelegt wurden. Japans Regierung will die Abhängigkeit von der Atomenergie mittel- und langfristig «so weit wie möglich» reduzieren, so ein «Weissbuch» vom Oktober 2011. Alte Pläne, bis 2017 mehr als 40 Prozent und bis 2030 sogar etwa 50 Prozent des Stroms mit Atomkraft herzustellen, sind damit vom Tisch.
Im internationalen Vergleich rangierte Japan bis zur Katastrophe vor einem Jahr auf Platz drei der Atomkraft-Nationen. 54 Atommeiler deckten ein Drittel des Strombedarfs in dem Inselstaat. Nur die USA (104) und Frankreich (58) hatten mehr Atomkraftwerke am Netz. Dabei deckten die USA auf diese Weise allerdings nur 20 Prozent des Strombedarfs. Frankreich ist nach wie vor internationaler Spitzenreiter mit etwa 75 Prozent. Das kleine Belgien (7 Reaktorblöcke) kommt auf immerhin gut 50 Prozent.
Land ohne eigene Rohstoffe
Japan hat kaum eigene Rohstoffe und wollte in der Energieversorgung unabhängig sein. Das waren die wichtigsten Gründe für den Ausbau der Atomenergie. In den vergangenen Jahren lieferte der Klimaschutz ein zusätzliches Argument, weil Kernkraftwerke kaum Treibhausgase freisetzen. Der erste kommerzielle Reaktor ging 1966 ans Netz.
Vormarsch der Atomenergie abrupt gestoppt
Mit der ersten Ölkrise im Jahr 1973 erhielt der Ausbau der Kernkraft nationalen Vorrang. Die Versorgung mit dem nötigen Brennstoff sicherte Japan sich durch Verträge und Beteiligungen an Uranbergwerken unter anderem in Australien, Kanada, Kasachstan und Usbekistan. Der Vormarsch der Atomenergie in der drittgrössten Wirtschaftsmacht der Welt dauerte bis zum 11. März 2011. Dann wurde er abrupt gebremst. (awp/mc/ps)