Tokio – Japans Wirtschaft ist im zweiten Quartal auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Wie die Regierung am Montag auf vorläufiger Basis bekanntgab, stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den Monaten April bis Juni auf das Jahr hochgerechnet um 1,3 Prozent im Quartalsvergleich. Im ersten Quartal war die vor Deutschland drittgrössten Volkswirtschaft der Welt noch um revidiert 3,7 Prozent (zuvor 3,9 Prozent) geschrumpft.
In Japan werden Daten zur Wirtschaftsleistung wie in den USA auch annualisiert angegeben. Dabei wird die Wachstumsrate eines Quartals auf eine Jahresrate hochgerechnet. In den meisten führenden Volkswirtschaften, wie zum Beispiel in Deutschland, wird die Annualisierung nicht durchgeführt. Daher können die Daten nicht direkt verglichen werden.
Analysten wurden von der japanischen Wachstumsstärke in den Monaten April bis Juni überrascht. Sie hatten mit einem schwächeren Wachstum um annualisiert nur 0,5 Prozent gerechnet. Eine Stütze für die japanische Konjunktur im zweiten Quartal war der private Konsum, der um 0,8 Prozent im Quartalsvergleich zulegte. «Die Konsumdaten trösten angesichts des anhaltenden Ausnahmezustands und zeigen, dass sich die Verbraucher erneut anpassen», kommentierte Freya Beamish, Chefvolkswirtin für Asien des britischen Analysehauses Pantheon Macroeconomics.
Industrie brummt
Zu den Konjunkturstützen zählte zuletzt auch die japanische Industrieproduktion, die im Juni um 6,5 Prozent im Monatsvergleich gestiegen ist, wie die Regierung am Montagmorgen in Tokio ebenfalls mitteilte. Eine erste Schätzung wurde damit leicht nach oben revidiert.
Teile des Landes, darunter die Hauptstadt Tokio, befinden sich weiter im Corona-Notstand. Experten erwarten, dass es noch Jahre dauert, bis sich die Wirtschaft vollständig von den Auswirkungen der Pandemie erholen wird. Das Inselreich ist aufgrund seiner exportorientierten Wirtschaftsstruktur besonders stark von einem offenen und lebhaften Welthandel abhängig. (awp/mc/ps)