Erdbebenkatastrophe trifft Japans Wirtschaft hart
Ministerpräsident Naoto Kan.
Tokio – Die schlimmste Erdbebenkatastrophe in der Geschichte Japans hat die Wirtschaft des Landes schwerer als erwartet getroffen. In den Monaten Januar bis März sei das auf das Jahr hochgerechnete Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 3,7 Prozent eingebrochen, teilte die Regierung am Donnerstag in Tokio laut vorläufigen Daten mit.
Damit fiel die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal wesentlich schlechter aus als erwartet. Volkswirte hatten zuvor einen Rückgang um 1,8 Prozent erwartet. Im Vergleich zum Vorquartal sank das BIP den Angaben zufolge um 0,9 Prozent.
Industrieproduktion bricht stärker ein
Die japanische Wirtschaft war durch das Mega-Erdbeben und den anschliessenden Tsunami am 11. März stark beeinträchtigt worden. Vor allem im Norden des Landes zerstörte die Naturkatastrophe zahlreiche Fabriken. Zudem sorgte das Ausbleiben von Zulieferteilen für weitere Produktionsausfälle in der japanischen Industrie. Wie die Regierung in Tokio weiter mitteilte, ist die japanische Industrieproduktion im März wegen der verheerenden Katastrophe stärker eingebrochen als zunächst gemeldet. Demnach habe der saisonbereinigte Rückgang im Vergleich zum Vormonat 15,5 Prozent betragen. Dies ist das höchste Minus seitdem die Daten aufgezeichnet werden. Die Kapazitätsauslastung der japanischen Fabriken lag den Angaben zufolge im März nur noch bei 73,6 Prozent.
Keine rasche Erholung erwartet
Nach Einschätzung von Experten ist auch in den kommenden Monaten nicht mit einer schnellen Erholung der japanischen Wirtschaft zu rechnen. Aufgrund der Produktionsunterbrechungen in der Industrie dürfte das zweite Quartal ebenfalls schwach ausfallen, hiess es in einer Analyse der Commerzbank. Erst in der zweiten Jahreshälfte könnte die japanische Wirtschaft wegen der Wiederaufbauarbeiten an Dynamik gewinnen. Noch rechnen die Commerzbank-Experten im gesamten Jahr 2011 mit einem Wirtschaftswachstum von bis zu 1,0 Prozent. Nach Massgabe der neusten Daten könnte diese Prognose aber auch «zu optimistisch sein», hiess es weiter. (awp/mc/ss/upd/ps)