Tokio – Japans Wirtschaft ist dank guter Exportgeschäfte im Sommer deutlich stärker als erwartet in Schwung gekommen. Im dritten Quartal (zweites Quartal des laufenden Fiskaljahres) habe das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um eine hochgerechnete Jahresrate von 2,2 Prozent zugelegt, teilte die Regierung am Montag in Tokio mit. Damit gewann die drittgrösste Volkswirtschaft der Welt in den Monaten Juli bis September im Vergleich zum Vorquartal deutlich an Schwung, als die Wirtschaftsleistung annualisiert nur um 0,7 Prozent gewachsen war.
Das Wachstum in den Sommermonaten lag deutlich über den Erwartungen der von Bloomberg befragten Experten. Diese hatten in den drei Monaten bis September im Durchschnitt nur einen Anstieg um 0,8 Prozent auf dem Zettel. An der Börse wurden die Zahlen positiv aufgenommen. Der japanische Leitindex Nikkei 225 zog deutlich an.
Aussenhandel legt zu
Getrieben wurde das Wachstum von einem Überschuss im Aussenhandel. Bei den Exporten meldete die Regierung im dritten Quartal trotz des vergleichsweise starken Yen einen Zuwachs um 8,1 Prozent, nachdem es im Quartal zuvor noch einen Rückschlag von 6,0 Prozent gegeben hatte. Japans Unternehmen profitierten unter anderem von einem gestiegenen Verkauf von Elektronikbauteilen.
Neben den starken Exporten habe auch eine robuste Bauwirtschaft zum überraschend starken Wirtschaftswachstum beigetragen, sagte Experten Stefan Grosse von der NordLB. Seiner Einschätzung nach dürfte das laufende Konjunkturprogramm der Regierung den Aufschwung weiter stützen «und unterm Strich für ein hervorragendes Jahr 2016 sorgen».
Binnenmarkt schwächelt
Während die japanischen Exporte positiv überraschten, gab es hingegen auch deutliche Hinweise auf eine Schwäche im Binnenmarkt. Einmal mehr sind die Investitionen der Unternehmen im dritten Quartal enttäuschend ausgefallen. Die privaten Konsumausgaben, die in Japan zu 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes beitragen, konnten mit 0,1 Prozent nur minimal zulegen.
Wegen der Schwäche im Binnenmarkt steht das japanische Wirtschaftswachstum nach Einschätzung des NordLB-Experten Grosse «auf eher wackligen Beinen». Ausserdem könnte Japans Wirtschaft vor neuen Herausforderungen stehen. Als neugewählter Präsident der USA steht Donald Trump als Bremser für den Freihandel und könnte daher der japanischen Exportwirtschaft einen Strich durch die Rechnung machen. (awp/mc/upd/ps)