Sanders will Bewerbung um Präsidentschaftskandidatur überdenken

Sanders will Bewerbung um Präsidentschaftskandidatur überdenken
Bernie Sanders. (Photo by Vidar Nordli-Mathisen on Unsplash)

Washington – Nach einer Niederlagenserie im Zweikampf um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten will Bernie Sanders seine Bewerbung überdenken. Der 78-jährige Senator werde mit seinen Anhängern Gespräche führen, «um seine Kampagne zu bewerten», teilte Wahlkampfleiter Faiz Shakir am Mittwoch mit.

Sanders hatte am Dienstag bei Vorwahlen in Florida, Illinois und Arizona erneut deutlich schwächer abgeschnitten als sein Rivale Ex-Vizepräsident Joe Biden. In Florida fiel Bidens Vorsprung besonders gross aus: Den Prognosen zufolge konnte sich Biden rund 60 Prozent der Stimmen sichern. Der einstige Stellvertreter von Barack Obama liegt nun im Rennen um die Kandidatur der Demokraten kaum noch einholbar in Führung. Die Präsidentenwahl ist für November angesetzt. Für die Republikaner tritt erneut Amtsinhaber Donald Trump an.

Gewinner des «Kampfs der Ideen»
In einer Mail an Sanders-Anhänger schrieb Shakir, es gebe nichts schönzureden. Die vergangene Wahlnacht sei nicht gelaufen wie gewünscht. Sanders› Kampagne gewinne zwar den Kampf der Ideen, verliere aber den Kampf der Wählbarkeit gegen den parteiinternen Konkurrenten Biden. Shakir erklärte weiter, Sanders werde am Mittwoch wohl zunächst bei der erwarteten Abstimmung im US-Senat zum Corona-Hilfspaket anwesend sein. Dann werde er gemeinsam mit seiner Frau Jane in seinen Heimat-Bundesstaat Vermont reisen, um sich dort mit Unterstützern über das weitere Vorgehen zu beraten.

Vorwahlen im Zeichen des Coronavirus
Die Vorwahlen am Dienstag standen ganz im Zeichen der Corona-Krise. Viele Wähler bewegte vor allem eine Frage: Wer kann das Land besser durch eine grosse Krise bringen, Biden oder Sanders? Die Antwort fiel klar zugunsten des 77-jährigen Biden aus, der für sich als moderater Kandidat der politischen Mitte wirbt. Sieben von zehn Befragten trauen Biden zudem eher zu, Trump zu besiegen.

Die wichtigsten Fragen/Antworten zum Vorwahlkampf der Demokraten

Wo steht das Rennen insgesamt?
Abgestimmt wurde bereits in 27 Bundesstaaten – 19 davon konnte Biden für sich entscheiden. Im Laufe der vergangenen Wochen gewann der 77-Jährige zahlreiche Vorwahlen und liess Sanders zusehends hinter sich.

Sieht sich Biden schon als Sieger des Rennens?
Der 77-Jährige trat am Wahlabend betont zurückhaltend vor die Kamera, gab sich bescheiden und kollegial. Er dankte allen, die es trotz der Ausbreitung des Coronavirus möglich gemacht hatten, in drei Bundesstaaten sicher abstimmen zu können. «Es ist für uns wichtig, diese Krise zu überstehen und dabei sowohl die Gesundheit der Bevölkerung als auch unsere Demokratie zu schützen», sagte Biden. Auf sein prognostiziertes Abschneiden hin sagte er lediglich: «Unsere Wahlkampagne hat einen sehr guten Abend gehabt.»

Biden appellierte auch an die Unterstützer seines Rivalen Sanders. Er und der Senator hätten gewisse Differenzen, teilten jedoch eine «gemeinsame Vision», behauptete Biden. «Mein Ziel ist es, die Partei zu einen», versprach Biden. Er habe die Anliegen von Sanders› Anhängern wie das Streben nach einer besseren Gesundheitsversorgung für alle Amerikaner und den Kampf gegen den Klimawandel gehört und nehme sich diese zu Herzen, versprach Biden.

Hat die Ausbreitung des Coronavirus den Wahltag beeinträchtigt?
Ja. Eigentlich hätte auch in Ohio eine Vorwahl stattfinden sollen – wegen des Infektionsrisikos ordnete die Gesundheitsbehörde jedoch in letzter Minute an, die Wahllokale dort geschlossen zu halten. US-Medien berichteten zudem über vereinzelte Probleme wegen fehlender Wahlhelfer in Florida. In Illinois blieben einige Wahllokale etwas länger geöffnet. Die Tragweite der Krise manifestierte sich auch, als Biden am Dienstagabend (Ortszeit) vor die Kamera trat: Zuhause, ohne jubelnde Anhänger, hinter ihm lediglich zwei amerikanische Flaggen.

Warum waren die Vorwahlen der Demokraten am Dienstag wichtig?
In Florida, Arizona und Illinois geht es um die Stimmen von 441 Delegierten für den Nominierungsparteitag, bei dem im Sommer der Präsidentschaftskandidat gekürt werden wird. Allein 219 Delegiertenstimmen werden in Florida vergeben, 155 in Illinois, 67 in Arizona. Für die Nominierung braucht ein Kandidat mindestens 1991 von 3979 regulären Delegierten, um sich die Nominierung zu sichern. Mit den Ergebnissen der Vorwahlen vom Dienstag werden fast 60 Prozent aller Delegiertenstimmen bereits vergeben sein.

Wie geht es bei den Vorwahlen jetzt weiter?
Eigentlich ziehen sie sich noch bis in den Juni hin. Im Sommer sind dann die Nominierungsparteitage geplant: Nach bisherigem Zeitplan wollen die Demokraten im Juli tagen, die Republikaner im August. Die Coronavirus-Krise scheint derzeit aber vor keinem Termin Halt zu machen. Einige Bundesstaaten – Louisiana, Georgia, Kentucky und Maryland – haben ihre Vorwahlen wegen der Ausbreitung des Coronavirus bereits verschoben. Weitere könnten folgen.

Joe Biden Campaign Website
Bernie Sanders Campaign Website

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