Brüssel – Die Europäische Union will weiter mit Grossbritannien über einen Handelspakt nach dem Brexit verhandeln – obwohl Premier Boris Johnson von einem Scheitern ausgeht. «Wie geplant wird unser Verhandlungsteam nächste Woche nach London fahren, um die Verhandlungen zu intensivieren», schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitag auf Twitter. «Die EU arbeitet weiter an einem Deal, aber nicht zu jedem Preis.»
Kurz zuvor hatte Premier Johnson gesagt, er gehe von einem harten Bruch mit der EU ohne Vertrag zum 1. Januar aus. Die EU habe offenkundig kein Interesse an einem von Grossbritannien gewünschten Freihandelsabkommen wie mit Kanada, sagte Johnson in London. Dementsprechend erwarte man nun eine Beziehung wie mit Australien, also ohne Vertrag.
Auch EU-Ratspräsident Charles Michel erklärte trotzdem, man werde weiter an einem Pakt mit London arbeiten. «Ich hoffe, es wird möglich sein, eine Lösung zu finden», sagte er zum Abschluss des EU-Gipfels in Brüssel. Die Beschlüsse des Gipfels hätten weiter Bestand. «Was gestern richtig war, bleibt auch heute richtig», sagte Michel.
Verschiedene Streitpunkte
Der EU-Gipfel hatte Grossbritannien am Donnerstag aufgefordert, sich in den Verhandlungen zu bewegen. Konkret geht es um die Punkte Fischerei, gleiche Wettbewerbsbedingungen und Streitschlichtung bei Vertragsverstössen. Die EU sei sich hier völlig einig, sagte Michel.
Auch Johnson hat eine Hintertür für weitere Verhandlungen offen gelassen. Dafür müsse die EU allerdings ihre Haltung ändern, sagte der Premier in einem im Fernsehen übertragenen Statement. (awp/mc/pg)