Herzogenaurach – Ein Bericht der „NYT“ enthüllt, dass Adidas schon vor der offiziellen Trennung 2022 von Ye’s antisemitischen Ansichten wusste.
Die milliardenschwere Kooperation zwischen Adidas und Kanye West war für beide Seiten ein lukratives Geschäft – bis sich der Konzern aus Herzogenaurach im Jahr 2022 von dem Rapstar trennte.
Der öffentliche Druck nach Wests antisemitischen Entgleisungen war zu gross geworden. Doch nun zeigt ein Bericht der renommierten «New York Times» («NYT»), dass Adidas offenbar schon früh gewarnt war – und trotzdem an dem Deal festhielt. West, der sich mittlerweile «Ye» nennt, soll demnach bereits in der Anfangsphase der Zusammenarbeit im Jahr 2013 ein Hakenkreuz auf einen Schuhentwurf gemalt haben.
Bipolare Störung
Diese Szene, die sich bei einem Besuch des Rappers in der Herzogenauracher Konzernzentrale abspielte, schockierte die Mitarbeiter zutiefst. Insiderberichten zufolge soll West zudem Pornos in Meetings vorgespielt und sexistische Kommentare gemacht haben. Trotz dieser Vorfälle liess die Adidas-Chefetage ihm jahrelang sein Verhalten durchgehen. Das Verhalten des Rappers war dem Bericht zufolge jedoch kaum berechenbar, da er an einer bipolaren Störung litt und zeitweise Diagnose und Behandlung mied.
Die Zusammenarbeit zwischen dem Konzern und dem Künstler war geprägt von emotionalen Ausbrüchen und Tränen. Doch die Kooperation lief weiter, auch als neue Verträge mit West eine Klausel enthielten, die eine Beendigung im Falle eines Skandals ermöglichte.
«Yeezy»-Schuhe für 1,2 Mrd Euro an Lager
Erst als der öffentliche Druck zu gross wurde und West unter anderem in einem Tweet den «Tod von drei jüdischen Menschen» forderte, beendete Adidas im Oktober 2022 die Zusammenarbeit mit dem Rapper. Dies hatte für den Konzern empfindliche Umsatzeinbussen zur Folge, da Schuhe der Marke «Yeezy», die in Zusammenarbeit mit West entstanden waren, für rund 1,2 Milliarden Euro im Lager lagen. Dennoch lief der Abverkauf besser als erwartet, da bestimmte Modelle schnell ausverkauft waren.
Doch bereits Jahre zuvor hatten die Adidas-Manager laut Insiderberichten ein schlechtes Gefühl bei der Zusammenarbeit mit West. Sie sollen bereits 2013, also kurz nach Beginn der Kooperation, vermutet haben, wie ihr Geschäftspartner tickt. So soll West einem jüdischen Adidas-Manager empfohlen haben, täglich ein Porträt von Adolf Hitler zu küssen und seine Bewunderung für dessen Propaganda ausgedrückt haben.
Meditations-App und Gruppentherapie
Trotz dieser Warnsignale hielt das Unternehmen an der Partnerschaft fest und wechselte stattdessen Mitarbeiter aus, die West direkt betreuten. Neuangestellte erhielten Zugang zu einer Meditations-App und es fanden regelmässig Treffen ähnlich einer Gruppentherapie statt.
Auf Anfrage der «NYT» und des SPIEGEL äusserten sich weder West noch Adidas zu den Vorfällen. Letzteres verwies lediglich auf ein Statement aus dem vergangenen Jahr, in dem das Unternehmen deutlich machte, keinen Antisemitismus und keine andere Form von Hassrede zu dulden. Die Äusserungen und Handlungen von West seien inakzeptabel und gefährlich, was schlussendlich zur Beendigung der Zusammenarbeit und Einstellung der Produktion von «Yeezy»-Produkten führte. (Eulerpool/mc/pg)