Kim Jong Un stellt Plan für Angriff auf Guam zurück

Kim Jong Un stellt Plan für Angriff auf Guam zurück
Nordkoreas Diktator Kim Jong Un.

Pjöngjang / Washington – Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat seine Pläne für einen Angriff auf die US-Pazifikinsel Guam vorerst zurückgestellt. Nach Gesprächen mit seinen Generälen kündigte Nordkoreas Führer an, das Verhalten der USA «ein wenig länger» beobachten zu wollen, hiess es am Dienstag in einem Bericht der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA. Er drohte aber damit, es sich auch wieder anders überlegen zu können.

«Die Vereinigten Staaten sollten als erstes die richtige Entscheidung treffen und durch ihr Handeln beweisen, dass sie die Spannungen entschärfen und einen gefährlichen militärischen Konflikt auf der koreanischen Halbinsel verhindern wollen», sagte Kim laut KCNA. Sollten die USA jedoch ihre «extrem gefährlichen und rücksichtslosen Handlungen auf der koreanischen Halbinsel» fortführen, werde er umgehend eine «wichtige» Entscheidung treffen.

«Kim Jong Un deeskaliert»
Unter Experten wurden Kims Aussagen als Versuch gedeutet, die angespannte Sicherheitslage auf der koreanischen Halbinsel zu entschärfen. «Kim Jong Un deeskaliert, Nordkorea sucht nach einer Beziehung», kommentierte John Delury, Historiker und Nordkorea-Experte an der Seouler Yonsei Universität, über den Kurznachrichtendienst Twitter.

Zuvor hatte US-Verteidigungsminister James Mattis Nordkorea erneut davor gewarnt, die USA anzugreifen. Die USA würden jeden Flugkörper abfangen, der in Richtung US-Boden unterwegs sei, sagte Mattis am Montag in Washington zu US-Journalisten. «Wenn sie auf die USA schiessen, dann kann das sehr schnell zum Krieg führen.»

US-Verteidigungsminister droht
Sollte ein Flugkörper US-Territorium, etwa auf der Pazifikinsel Guam, treffen, dann sei «Game on», wie der Ex-General sagte, was in etwa soviel bedeutet wie «Dann geht’s los.» Sollte Nordkorea – wie in Aussicht gestellt – mit Raketen auch nur in die Gewässer vor Guam schiessen, dann müsse Präsident Donald Trump entscheiden, wie zu reagieren sei, sagte Mattis.

In einem Telefonat vereinbarten Trump und der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe am Dienstag Ortszeit in Tokio eine enge Kooperation, um nordkoreanische Raketenangriffe auf Guam zu verhindern. Südkoreas Präsident Moon Jae In sagte bei einer Zeremonie anlässlich des 72. Jahrestages der Befreiung von Japan in Seoul, sein Land wolle einen Krieg «um jeden Preis verhindern». «Wir müssen die nordkoreanische Atomfrage friedlich lösen, egal, wie viele Höhen und Tiefen es gibt.»

Südkorea will das letzte Wort
Einen amerikanischen Militärschlag gegen den Norden werde es ohne die Zustimmung seines Landes nicht geben. «Militärische Handlungen auf der koreanischen Halbinsel können nur von der Republik Korea entschieden werden.» Republik Korea ist der offizielle Name von Südkorea. Moon forderte Nordkorea zugleich auf, seine Provokationen einzustellen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Am Montag hatte Kim Jong Un das Hauptquartier seiner Raketentruppen besucht, wo ihm die Bereitschaft zum Angriff gemeldet worden war. Kim erörterte mit seinen Generälen die Angriffspläne, äusserte dann aber die Absicht, die Entwicklung zunächst weiter verfolgen zu wollen.

Bemühungen der EU
Nordkoreas Führer forderte von den USA ein sofortiges Ende der «arroganten Provokationen» und «einseitigen Forderungen», wie KCNA schrieb. Um einen Krieg zu verhindern, sollten die Amerikaner als ersten Schritt eine «ordentliche Option» unterbreiten und darauf Taten folgen lassen, sagte Kim. Schliesslich hätten die USA ein gewaltiges nukleares Arsenal rund um Korea aufgestellt.

In der Krise wollen auch die EU-Staaten ihre diplomatischen Bemühungen für eine friedliche Beilegung verstärken. Wie die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini am Montagabend nach einem Sondertreffen der für Sicherheitsfragen zuständigen EU-Botschafter mitteilte, soll dazu verstärkt die Diskussion mit den Teilnehmern der 2009 abgebrochenen Sechs-Parteien-Gespräche gesucht werden. Diese waren 2003 ins Leben gerufen worden, um das Atomprogramm zu beenden. Dazu gehören beide Koreas, die USA, China, Russland und Japan.

«Es dürfen keinerlei diplomatischen Bemühungen gescheut werden, um zu verhindern, dass es eine weitere Eskalation gibt», sagte Mogherini. Der Führung Nordkoreas drohte Mogherini hingegen weitere Sanktionen an. Bei einer beschleunigten Fortführung des Atomprogramms werde die EU weitere angemessene Massnahmen und Antworten in Erwägung ziehen. (awp/mc/ps)

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