Zürich – Der aktuelle KOF Globalisierungsindex widerspiegelt die ökonomische, soziale und politische Globalisierung des Jahres 2013. Gemäss dem KOF Globalisierungsindex ist der Grad der Globalisierung im Jahr 2013 gegenüber dem Vorjahr nur unmerklich angestiegen. So setzte sich die stagnierende Globalisierung in den Industriestaaten fort. Gestiegen ist der Index allerdings in Osteuropa, im asiatischen und pazifischen Raum. Spitzenreiter sind die Niederlande, die Schweiz liegt auf Rang 5.
Was waren die prägenden Entwicklungen im Jahr 2013? Die allmähliche Erholung der Weltwirtschaft setzte sich fort. In den USA deutete sich die Normalisierung der Geldpolitik an. Die Ankündigung der US-Notenbank, die Ankäufe von Anleihen zurückzufahren, führte jedoch zu grossen Kapitalabflüssen und Währungsabwertungen in den Schwellenländern. Der Euroraum liess die Rezession hinter sich, in den ehemaligen Krisenländern wirkten die hohen Staatsschulden jedoch nach wie vor belastend auf die Wirtschaft. Der Nahe Osten war immer noch durch die Nachwehen des Arabischen Frühlings geprägt. In Syrien tobte der Bürgerkrieg und in Ägypten übernahm das Militär wieder die Macht.
Die globalisierten Kleinen
Im Jahr 2013 waren gemäss dem KOF Globalisierungsindex die Niederlande das am stärksten globalisierte Land der Welt, mit knappem Abstand vor Irland an zweiter Position. An dritter Stelle folgt Belgien. Bereits im Vorjahr teilten sich diese Länder die ersten drei Plätze im Ranking der am stärksten globalisierten Länder. Österreich folgt unverändert auf Platz 4. Die Schweiz rückt zwei Plätze nach vorne und steht auf Platz 5, einen Platz vor Singapur, das einen Rang einbüsste. Auf Platz 7 folgt Dänemark, das einen Platz nach vorne gerückt ist vor Schweden, welches um zwei Plätze auf Rang 8 zurückgefallen ist. Auf den Plätzen 9 und 10 stehen Ungarn und Kanada.
Die grossen Volkswirtschaften der Welt sind aufgrund ihrer Marktgrösse stärker nach innen gewandt und stehen entsprechend tendenziell weiter hinten im Index der Globalisierung. Die USA, die grösste Volkswirtschaft der Welt, belegen Platz 34 (–1 Rang), China liegt auf Platz 73 (–1 Rang), Japan belegt Platz 48 (+3 Ränge) und Deutschland belegt Platz 27 (–3 Ränge).
Am unteren Ende des Globalisierungsindex gab es 2013 wenig Bewegung. Das am wenigsten globalisierte Land sind die Salomonen, vor Eritrea, Äquatorialguinea, Mikronesien, Laos und den Komoren. Den grössten Abstieg im Index verzeichnete 2013 Mazedonien mit einem Verlust von 19 Plätzen auf Rang 93. Das Land fiel im Index der sozialen Globalisierung stark zurück. Auch Kasachstan, Lesotho, Angola und Sierra Leone verzeichneten grosse Rückgänge.
Die grossen Aufsteiger im Gesamtindex waren 2013 Puerto Rico (+47 Ränge), Ägypten (+24 Ränge), Sambia (+16 Ränge), die Dominikanische Republik (+9 Ränge) und Malawi (+9 Ränge).
Der KOF Globalisierungsindex misst die Globalisierung anhand dreier Dimensionen, einer ökonomischen, einer sozialen und einer politischen:
Ökonomische Globalisierung
Die ökonomische Dimension der Globalisierung beinhaltet zum einen die Stärke grenzüberschreitender Handels-, Investitions- und Einkommensströme in Relation zum Bruttoinlandprodukt (BIP) und zum anderen den Einfluss von Handels- und Kapitalverkehrsbeschränkungen. Die Finanzkrise von 2008 hat die starke wirtschaftliche Integration, welche seit den 1990er Jahren anhielt, gestoppt und teilweise sogar rückgängig gemacht. Im Jahr 2013 stagnierte die weltweite Integration von Handels- und Kapitalströmen weitgehend. Gleichzeitig hat sich die Entwicklung der zunehmenden Handels- und Kapitalverkehrsbeschränkungen, welche im Nachgang der Finanzkrise eingesetzt hat, wieder umgekehrt. Die Zunahme der ökonomischen Globalisierung im Jahr 2013 beruht weitgehend auf einem Abbau von nicht tarifären Handelshemmnissen. Spitzenreiter im Teilindex der ökonomischen Globalisierung war 2013 weiterhin Singapur, vor Irland und Luxemburg. Als ökonomisch am wenigsten globalisierte Länder zählen Burundi, Äthiopien und der Iran.
Soziale Globalisierung
Die soziale Dimension der Globalisierung wird im KOF Globalisierungsindex anhand von drei Kategorien gemessen. Zum einen geht es um grenzüberschreitende persönliche Kontakte in Form von Telefonaten und Briefen. Auch Tourismusströme und die Grösse der ausländischen Wohnbevölkerung finden sich hier wieder. Zweitens werden grenzüberschreitende Informationsflüsse, gemessen am Zugang zu Internet, Fernsehen und aus ländischen Presseerzeugnissen, erfasst. Und drittens wird versucht, die kulturelle Nähe zum globalen Mainstream anhand der Anzahl von McDonald’s und Ikea-Filialen sowie der Exporte und Importe von Büchern in Relation zum BIP zu erfassen. 2013 stieg die soziale Globalisierung etwas stärker als in den Vorjahren an, was insbesondere durch eine Zunahme im Teilindex der kulturellen Nähe zustande kam. Im Teilindex der sozialen Dimension der Globalisierung teilten sich 2013 Österreich, Singapur und die Schweiz (in absteigender Reihenfolge) die ersten drei Plätze. Am unteren Ende des Teilindex rangierten die Demokratische Republik Kongo, Myanmar und Äthiopien.
Politische Globalisierung
Die politische Dimension der Globalisierung wird gemessen an der Anzahl ausländischer Botschaften in einem Land, der Zahl internationaler Organisationen, denen das Land angehört, der Zahl der UN-Friedensmissionen, an denen das Land teilnahm, und der Anzahl bilateraler und multilateraler Verträge, die das Land seit 1945 abgeschlossen hat. In diesem Teilindex stand 2013 weiterhin Italien vor Frankreich an der Spitze, Belgien rangierte auf Platz 3. Am Schluss des Feldes befanden sich kleine Inseln und Inselgruppen. Im Jahr 2013 ist das Mass der politischen Globalisierung gegenüber dem Vorjahr nur leicht gestiegen. (KOF/mc/pg)