Pittsburgh / Chicago – Der Nahrungsmittelkonzern Kraft Heinz ist 2018 wegen einer 16 Milliarden US-Dollar hohen Abschreibung auf den Wert von Marken und Sparten tief in die roten Zahlen gerutscht. Unter dem Strich stand 2018 ein Minus von 10,3 Milliarden Dollar (rund 9,1 Mrd Euro) nach einem Gewinn von knapp 11 Milliarden Dollar im Vorjahr, wie das 2015 fusionierte Unternehmen am späten Donnerstagabend in Pittsburgh und Chicago mitteilte. Neben den Abschreibungen kämpfte Kraft Heinz mit einem stagnierendem Umsatz und steigenden Kosten, die auf das operative Ergebnis drückten.
Zudem wurde bekannt, dass die US-Börsenaufsicht SEC die Bilanzierungspraxis des Unternehmens untersucht und die Dividende gekürzt wird. Die Kraft-Heinz-Aktie rauschte nachbörslich um 20 Prozent nach unten. Sollte das Papier auch im regulären Handel so stark fallen, würde der Börsenwert des Unternehmens um knapp 12 Milliarden Dollar schrumpfen. Die Aktie befindet sich ohnehin seit einiger Zeit im Sinkflug. Seit Anfang 2017, als das Papier fast 100 Dollar gekostet hatte, ging es beständig nach unten.
Das Unternehmen entstand 2015 aus dem Zusammenschluss von Kraft Foods und der H. J. Heinz Company. Orchestriert wurde die Fusion von US-Starinvestor Warren Buffett, dem der Ketchup-Spezialist Heinz zuvor zusammen mit dem brasilianischen Finanzinvestor 3G gehört hatte. Buffetts Beteiligungsgesellschaft ist mit rund 27 Prozent der grösste Kraft-Aktionär – 22 Prozent der Anteile liegen bei 3G. Die beiden Investoren haben damit die Kontrolle über das Unternehmen.
Unilever-Übernahme gescheitert
Kraft Heinz ist eigenen Angaben zufolge der fünftgrösste Lebensmittelhersteller der Welt. Vor rund zwei Jahren wollte Kraft Heinz dann zum grossen Schlag ausholen und Unilever für zum damaligen Zeitpunkt umgerechnet rund 143 Milliarden Dollar schlucken, scheiterte aber am Widerstand des britisch-niederländischen Konsumgüterherstellers. Zu Kraft Heinz gehören rund 200 Marken – zu denen neben den beiden Namensgebenden zum Beispiel Capri-Sun, Philadelphia oder Planters zählen.
Der Konzern musste nun vor allem den Wert der Marken Kraft und Oscar Meyer, einem Fleisch- und Wursthersteller, berichtigen. Abschreibungen auf Marken werden dann fällig, wenn der in der Bilanz aufgeführte Wert zum Beispiel wegen eines veränderten Konsumverhaltens nicht mehr so hoch geschätzt wird und deshalb korrigiert werden muss. Diese sogenannten Abschreibungen auf immaterielle Wertgegenstände beliefen sich bei Kraft Heinz im vergangenen Jahr auf knapp 8,7 Milliarden Dollar.
Weitere fast 7,3 Milliarden kamen durch Wertberichtigungen auf den geschätzten Wert von Unternehmenssparten dazu. Hier waren vor allem das Tiefgefrier- und Kühlgeschäft in den Vereinigten Staaten sowie das Geschäft in Kanada betroffen. Abschreibungen sind erst einmal Buchungen in der Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung, führen aber nicht zu Zahlungen. Da der Verlust aber in der Bilanz gegen das Eigenkapital gerechnet wird, verschlechtern sie die finanzielle Lage eines Konzerns. Um Kapital im Haus zu halten, kürzt Kraft Heinz deshalb die vierteljährliche Dividende von zuletzt 62,5 Cent auf 40 Cent.
Damit will der Konzern finanziell flexibel bleiben, um zum Beispiel mögliche Verluste beim geplanten Verkauf von weiteren Randsparten auffangen zu können. Kraft Heinz rechnet im laufenden Geschäftsjahr wegen der höheren Ausgaben für Marketing sowie Investitionen in Innovationen und E-Commerce mit einem weiteren Rückgang des operativen Gewinns. Beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kalkuliert der Konzern derzeit mit zwischen 6,3 und 6,5 Milliarden Dollar. 2018 sank der Wert um neun Prozent auf knapp 7,1 Milliarden Dollar. (awp/mc/ps)