Kraftwerkssparte lässt Siemens-Gewinn sinken

Siemens-CEO Joe Kaeser. (Foto: Siemens)

München – Die schwächelnde Kraftwerkssparte hat den Elektrokonzern Siemens auch im Schlussquartal belastet. Millionenschwere Kosten für den geplanten Personalabbau sowie ein anhaltender Ergebnisrückgang in dem Geschäft liessen die Gewinne bei Siemens zusammenschmelzen. Im Gesamtjahr (per 30. September) verdiente Siemens hingegen auch dank des Verkaufs seines Osram-Aktienpakets etwas mehr und will den Aktionären daher erneut eine höhere Dividende zahlen. Für das neue Geschäftsjahr kündigte Siemens mehr Gewinn an. Die operative Marge dürfte sich hingegen kaum vorwärts bewegen.

Die Aktie stiegen zum Handelsstart rund 1 Prozent. Die Analysten von Barclays schrieben in einer ersten Reaktion: Die Geschäfte rund um die Digitalisierung entwickelten sich weiter gut, die Unternehmensprognosen für das neue Geschäftsjahr lägen aber unter der Konsensschätzung.

So erwartet Siemens für 2018/19 bereinigt um Kosten für Personalabbau eine Marge für das Industriegeschäft von 11 Prozent bis 12 Prozent und behält damit die Prognose aus dem Vorjahr bei. Im vergangenen Geschäftsjahr (per 30. September) hatte Siemens 11,3 Prozent erreicht, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Der um Währungseffekte und Zu- und Verkäufe bereinigte Umsatz soll moderat zulegen. Beim Gewinn je Aktie erwartet das Management um Chef Joe Kaeser eine Zunahme auf 6,30 bis 7,00 Euro. Auch hier sind Kosten für Stellenabbau ausgeklammert. Im Vorjahr hatte Siemens auf vergleichbarer Basis 6,01 Euro verdient. Die geopolitischen Risiken hält der Konzern für «begrenzt» und erwartet ein günstiges Marktumfeld insbesondere für die kurzzyklischen Geschäfte.

Im Gesamtjahr erreichte der Konzern seine Ziele. Das Ergebnis des Industriegeschäfts sank dabei von 9,3 auf 8,8 Milliarden Euro, hauptverantwortlich waren die drastischen Gewinnrückgänge im Kraftwerksgeschäft, die durch steigende Ergebnisbeiträge in anderen Bereichen nicht aufgefangen werden konnten. Nach Steuern erhöhte sich der Gewinn geringfügig auf 6,1 Milliarden Euro. Dabei profitierte das Unternehmen auch vom Verkauf seines restlichen Aktienpakets an dem Lichtkonzern Osram.

Höhere Dividende
Das Unternehmen will seinen Aktionären daher mit 3,80 Euro je Aktie eine um 0,10 Euro höhere Dividende zahlen. Zudem kündigte der Konzern mit einem neuen Aktienrückkaufprogramm von bis zu 3 Milliarden Euro bis 2021 ein weiteres Bonbon für die Aktionäre an.

Das vierte Quartal (per 30. September) war erheblich von Sonderbelastungen geprägt. Wie bereits von Finanzvorstand Ralf Thomas angekündigt, verbuchte Siemens hier mit gut 300 Millionen Euro einen Grossteil der Kosten für den angekündigten Stellenabbau in der Kraftwerkssparte. Siemens will wegen der schwachen Geschäfte tausende Arbeitsplätze streichen. Dazu fielen noch einmal 85 Millionen Euro für den Abbau von Arbeitsplätzen in der Antriebssparte an. Hinzu kamen mehr als doppelt so hohe Steuerzahlungen, die vor allem im Zusammenhang mit der Ausgliederung der Zugsparte stehen. Der Konzerngewinn nach Steuern sank daher von gut 1,2 Milliarden auf 681 Millionen Euro.

Das operative Ergebnis der Industriegeschäfte stagnierte bei gut 2,1 Milliarden Euro. Die Kraftwerkssparte rutschte durch die Sonderkosten in die Verlustzone. Aber auch ohne diese setzte sich der Gewinnrückgang in dem Geschäft fort. Etwas Licht zeigte sich dagegen bei den Auftragseingängen, die im Quartal zulegen konnten. Zweistellige Ergebniszuwächse erzielten hingegen die Zug- sowie die Digitalsparte.

Negative Währungseffekte bremsten das Wachstum bei Auftragseingang und Umsatz des Konzerns. Das Neugeschäft stagnierte daher bei 23,7 Milliarden Euro, bereinigt um Wechselkurseffekte wäre es um 5 Prozent gewachsen. Der Umsatz legte um 2 Prozent auf 22,6 Milliarden Euro zu. Die Zahlen lagen in etwa im Rahmen der Analystenerwartungen.

Siemens in der Schweiz mit deutlichem Umsatzplus
Die Schweizer Siemens-Gesellschaften haben das Geschäftsjahr 2018 mit einem deutlichen Umsatzplus von 13 Prozent auf 2,43 Milliarden Franken abgeschlossen. Der Auftragseingang stagnierte hingegen per Ende September auf 2,29 Milliarden Franken (Vorjahr: 2,31 Milliarden Franken).

«Wir haben einige bedeutende Aufträge im Digitalisierungsumfeld bekommen», erklärte Siegfried Gerlach, der Chef von Siemens Schweiz, am Donnerstag in einem Communiqué. Er gehe davon aus, dass sich das das Geschäft in diesem Bereich anhaltend beleben werde.

Gewinnzahlen gibt Siemens auf der Ebene der Schweiz nicht bekannt. Am gleichen Tag hatte der Siemens-Konzern mit Sitz in München einen im Vergleich zum Vorjahr leicht höheren Gewinn von 6,12 Milliarden Euro ausgewiesen. Der Umsatz stieg ebenfalls leicht von 82,86 Milliarden auf 83,04 Milliarden Euro.

Siemens ist in der Schweiz an mehr als 20 Standorten in allen Landesteilen aktiv. Im abgelaufenen Geschäftsjahr beschäftigte Siemens hierzulande insgesamt 5740 Mitarbeitende umgerechnet auf Vollzeitstellen. Im Vorjahr waren es noch 5639 gewesen. (awp/mc/ps)

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