Kraftwerkssparte und Windgeschäft belasten Siemens im vierten Quartal
München – Der Technologiekonzern Siemens hat im vierten Quartal operativ federn lassen müssen, seine Gesamtjahresziele aber erreicht. Für das neue Geschäftsjahr kündigte der Konzern ein leichtes Wachstum an. Erwartete hohe Kosten für den geplanten Stellenabbau unter anderem in der Kraftwerkssparte dürften das Ergebnis jedoch belasten. Fortschritte macht Siemens hingegen bei seinem vorgesehenen Börsengang der Medizintechnik.
Im Schlussquartal (per Ende September) sank das Ergebnis des industriellen Geschäfts um 10 Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Dies lag unter den Erwartungen der Analysten. Verantwortlich für den Rückgang waren schwache Ergebnisse im Kraftwerksgeschäft sowie ein Verlust beim Windturbinenhersteller Siemens Gamesa. Der Umsatz legte leicht um 2 Prozent auf 22,3 Milliarden Euro zu. Nach der Delle im dritten Quartal konnte Siemens in den letzten drei Monaten des Geschäftsjahres wieder mehr Aufträge einwerben.
Unter dem Strich konnte Siemens seinen Gewinn dank geringerer Umbaukosten sowie positiver Einflüsse des Immobiliengeschäfts steigern. Das Nettoergebnis erhöhte sich um 10 Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr 2017/18 erreichte der Konzern seine ausgegebenen Ziele. Der Nettogewinn stieg um 11 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro. Siemens will seinen Aktionären daher eine um 10 Cent erhöhte Dividende von 3,70 Euro je Aktie zahlen.
Für das neue Geschäftsjahr kündigte der Konzern eine Fortsetzung des Kurses an. Der Umsatz soll leicht aus eigener Kraft wachsen. Zudem will Siemens ein unverwässertes Ergebnis je Aktie von 7,20 bis 7,70 Euro nach 7,44 Euro im Vorjahr erreichen – allerdings bereinigt um Aufwendungen für Personalrestrukturierungen. Besonders die Kraftwerkssparte steht wegen der schwachen Geschäfte vor harten Einschnitten. Die Arbeitnehmervertreter sollen am 16. November über Details informiert werden.
Drastische Einschnitte befürchtet
Befürchtet werden drastische Einschnitte, die Schliessungen von Werken und der Abbau tausender Jobs. Siemens bekommt wie die Wettbewerber den Boom für erneuerbare Energien und den Trend zur dezentralen Energieversorgung zu spüren, der für einen Nachfrageschwund bei grossen Gasturbinen mit Preisdruck und Überkapazitäten gesorgt hat. So brach das Ergebnis der Sparte im vierten Quartal um 40 Prozent ein. Aber auch in der Sparte Prozessindustrie und Antriebe stehen weitere Einschnitte bevor. Das Geschäft schwächelt seit einiger Zeit. Hier konnte Siemens im Schlussquartal erste Erfolge jüngster Einsparungen erzielen: Der Bereich kehrte im Schlussquartal im Vergleich zum Vorjahr wieder in die schwarzen Zahlen zurück.
Ein weiteres Problemkind ist das Windturbinengeschäft Siemens Gamesa, das im vierten Quartal Verluste einfuhr. Erst zu Beginn der Woche hatte Siemens Gamesa den Abbau von 6000 Stellen und eine Ausdünnung der Produktpalette für Land-Windturbinen angekündigt. Siemens hält an dem mittlerweile in Spanien börsennotierten Geschäft noch die Mehrheit.
Dagegen machen die Vorbereitungen des Börsengangs der Medizintechnik Fortschritte. Berater und Banken seien mandatiert, hiess es. «Der Fahrplan steht», erklärte der für den Bereich zuständige Vorstand Michael Sen. Er bekräftigte den Zeitplan, nachdem die Sparte im ersten Halbjahr 2018 an die Börse gebracht werden soll. (awp/mc/ps)