Leverkusen – Im milliardenschweren Übernahme-Poker zwischen Bayer und dem US-Konzern Monsanto geht es Kreisen zufolge zufolge auf die Zielgerade. Die Deutschen wollten den Preis erneut erhöhen und nun rund 129 Dollar je Monsanto-Aktie bieten, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Zuvor hatte die «Rheinische Post» eine entsprechende Vorabmeldung verbreitet. Zuletzt hatte das offizielle Angebot von Bayer bei 127,50 Dollar gelegen.
Um den Amerikanern die Zustimmung zu erleichtern, habe Bayer zudem die sogenannte Ausfallprämie verdoppelt: Für den Fall, dass die Kartellbehörden dem Deal nicht zustimmen, wolle Bayer nun etwa drei Milliarden Dollar (rund 2,7 Mrd Euro) an Monsanto zahlen, hiess es weiter.
Bayer kommentiert nicht
Weder Bayer noch Monsanto wollten die Informationen kommentieren. Am Mittwoch soll der Aufsichtsrat des Pharma- und Pflanzenschutzkonzerns Bayer zusammentreten. Bereits an diesem Dienstag tritt den Kreisen zufolge der Verwaltungsrat von Monsanto zusammen. Eine Mitteilung könne kurz nach der Aufsichtsratssitzung der Deutschen erfolgen, die Gespräche könnten aber immer noch scheitern.
Anleger agierten relativ gelassen. Weder der Aktienkurs von Bayer noch der von Monsanto reagierten spürbar auf die Meldungen.
Bayer hatte im Mai angekündigt, den umstrittenen Biotechnologie-Riesen übernehmen zu wollen. Zunächst bot der Leverkusener Konzern 62 Milliarden Doller (55 Mrd Euro) für den US-Konzern. Allerdings stockte er sein Angebot danach schrittweise auf 65 Milliarden Dollar (rund 57 Mrd Euro) auf.
Übernahmepläne nicht unumstritten
Der Monsanto-Deal wäre damit die bislang grösste Übernahme durch einen deutschen Konzern im Ausland und würde Bayer zur weltweiten Nummer eins im Geschäft mit Agrarchemie machen.
Die Übernahmepläne von Bayer-Chef Werner Baumann sind allerdings nicht unumstritten. Monsanto steht in Europa seit Jahren wegen seiner gentechnisch veränderten Produkte in der Kritik. Ausserdem vertreibt Monsanto den Unkrautvernichter Glyphosat, der im Verdacht steht, krebserregend zu sein.
Vorteile eines Zusammenschlusses
Der Bayer-Chef betont dagegen die Vorteile eines Zusammenschlusses. Die Agrarindustrie stehe angesichts der schnell wachsenden Weltbevölkerung und der globalen Erwärmung vor gigantischen Herausforderungen. Durch die Kombination ihrer Fähigkeiten könnten Bayer und Monsanto hier wegweisende Antworten geben. Immerhin müssten bis 2050 drei Milliarden Menschen zusätzlich ernährt werden. Gleichzeitig müsse man die Folgen der Klimaerwärmung für die Landwirtschaft in den Griff bekommen.
Interessant für Bayer ist der innovative US-Konzern nicht nur wegen seines Know-hows in der Biotechnologie, sondern auch wegen seiner führenden Rolle beim «digital farming» – der Nutzung digitaler Techniken für die Landwirtschaft. (awp/mc/ps)