Kreise: Finanzinvestoren erwägen höheres Osram-Gebot – Bietergefecht?
New York – Um den zum Verkauf stehenden Lichtkonzern Osram könnte es zu einem Bietergefecht kommen. Die Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle erwägen Kreisen zufolge eine Erhöhung ihres Angebots für den Lichtkonzern Osram, sollte der österreichische Chipkonzern AMS formal ein Gebot vorlegen. Die beiden Finanzinvestoren beratschlagten einen solchen Schritt derzeit mit Beratern sowie finanzierenden Banken, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montagabend unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen. Eine Entscheidung gebe es noch nicht.
Anleger zeigten sich dennoch bereits erfreut: Der Aktienkurs von Osram legte im frühen Handel am Dienstag um 1,56 Prozent auf 35,20 Euro zu und war damit einer der besten Werte im MDax. Kurzzeitig zog das Papier sogar um zwei Prozent an und kostete damit soviel wie zuletzt Ende März.
Bain und Carlyle bieten aktuell 35 Euro je Osram-Aktie. AMS will 38,50 Euro und damit rund 10 Prozent mehr für Osram zahlen. Allerdings verhindert derzeit eine Stillhaltevereinbarung mit Osram, dass die Österreicher ihr Angebot offiziell vorlegen können. Es gilt dabei als wahrscheinlich, das Osram diese Vereinbarung, die ein AMS-Gebot bis 2020 ausschliesst, noch in dieser Woche aufheben wird, um das Risiko möglicher Aktionärsklagen zu senken.
Bain und Carlyle prüfen den Kreisen zufolge auch, ob eine Erhöhung in Richtung oder auf das Niveau des AMS-Gebots ausreichend sei, um die Osram-Aktionäre zu überzeugen. AMS sowie die beiden Finanzinvestoren wollten die Informationen Bloomberg zufolge nicht kommentieren.
Angebot zurückgezogen – und wieder auf den Tisch gelegt
AMS hatte sich Mitte Juli nach einem unverbindlichen Angebot wieder zurückgezogen. Damals hiess es, der Konzern sehe nach einer Evaluierung «keine ausreichende Basis» für eine Fortsetzung der Gespräche. Kurz danach teilte AMS aber auch mit, dass eine Übernahme noch nicht vom Tisch sei.
Osram-Vorstand und -Aufsichtsrat hatten über Wochen eine Übernahme durch die US-Amerikaner favorisiert. Seit dem verbesserten AMS-Gebot heisst es aus der Osram-Chefetage, man führe mit AMS «konstruktive Gespräche über eine Zusammenschlussvereinbarung»
In schwieriges Fahrwasser geraten
Osram steht zum Verkauf, weil der Konzern in den vergangenen eineinhalb Jahren in schwieriges Fahrwasser geraten ist. Das Unternehmen produziert mittlerweile hauptsächlich LEDs und Optoelektronik. Die wichtigsten Kunden sind Auto- und Smartphonehersteller. Da in beiden Branchen die Geschäfte derzeit schlecht laufen, ist der Beleuchtungshersteller hart getroffen.
Der Sensorenhersteller aus Graz in der Steiermark will sich den Kaufpreis bei den Banken UBS und HSBC leihen und sich anschliessend über die Ausgabe neuer Aktien 1,5 Milliarden Euro frisches Kapital besorgen. AMS rechnet durch die Übernahme mit Synergien von 300 Millionen Euro jährlich. Abgeschlossen werden soll die Transaktion vor Juli 2020.
Gewerkschaftler zweifeln an Eignung von AMS für Osram-Übernahme
Die IG Metall lehnt eine Übernahme durch AMS trotz eines verbesserten Angebots ab. Die Gewerkschaftler zweifeln, dass AMS ausreichend Erfahrung hat um die Komplexität des angeschlagenen Münchner Leuchtenherstellers vollständig zu durchdringen. Des Weiteren müsse sich der Wiener Sensorhersteller für die Übernahme hoch verschulden. Das sei riskant. Zudem sei nicht klar, woher die von AMS erwarteten Synergien einer Übernahme kommen sollen.
Die Arbeitnehmervertreter haben dagegen keine grundsätzlichen Einwände gegen das US-Angebot. Bain Capital und Carlyle haben den Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen zugesichert. Hier hatte AMS zuletzt auch ein Entgegenkommen angedeutet. Es gebe die Bereitschaft zu einer verbindlichen Vereinbarung mit Schutzklauseln und Zusagen für Mitarbeiter sowie weitere Investitionen in Deutschland. (awp/mc/ps)