Arlington – Der kriselnde US-Flugzeugbauer Boeing könnte schon bald eine milliardenschwere Kapitalerhöhung durchführen. In einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC vom Dienstag teilte der Airbus -Rivale mit, eventuell und schrittweise neue Aktien und/oder Schulden beziehungsweise vergleichbare Instrumente im Volumen von bis zu 25 Milliarden US-Dollar emittieren zu wollen. Zudem sicherte sich das Unternehmen eine Kreditlinie von 10 Milliarden Dollar. Boeing ringt seit langem mit Produktionsproblemen, die zuletzt noch durch einen massiven Streit mit Arbeitnehmern verschärft wurden.
Die Boeing-Aktien fielen im vorbörslichen US-Handel um mehr als ein Prozent. Eine Kapitalerhöhung wäre angesichts der klammen Kassen des Konzerns allerdings keine Überraschung. Anfang Oktober hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, Boeing erwäge die Ausgabe neuer Aktien im Umfang von mindestens 10 Milliarden Dollar (9,2 Mrd Euro).
Erst kurz vor dem vergangenen Wochenende hatte das Unternehmen einen umfangreichen Stellenabbau sowie einen Abschreibungsbedarf von fünf Milliarden Dollar bekanntgegeben. Dabei ist die Sparte Verkehrsflugzeuge für drei Milliarden Dollar verantwortlich, der Rest entfällt auf den Bereich Verteidigung, Raumfahrt und Sicherheit.
Rund zehn Prozent der Arbeitsplätze sollen wegfallen. Boeing-Chef Kelly Ortberg nannte bei der Ankündigung zwar keine genaue Stellenzahl – aber nach Angaben vom Jahreswechsel hatte der Flugzeugbauer insgesamt gut 170.000 Beschäftigte. Das Unternehmen müsse die Belegschaft an die finanzielle Realität anpassen, erklärte Ortberg.
Im Verkehrsflugzeugbereich müssen Boeings Kunden nun noch länger auf ihre bestellten Maschinen der nächsten Generation Typs 777X warten. Bei der Frachtversion soll es bis 2028 dauern. Die erste Auslieferung erwartet der Konzern jetzt erst 2026. Ortberg verwies auf einen Streik sowie ausgesetzte Testflüge. Sie wurden gestoppt, nachdem bei den Testmaschinen Probleme aufgetreten waren. Die Produktion der Frachtvariante des Vorgängermodells 767 soll 2027 eingestellt werden.
Bei Boeing streikt zudem seit Mitte September die grösste Gewerkschaft IAM, die rund 33.000 Arbeiter vertritt. Von der Arbeitsniederlegung ist die Boeing-Produktion rund um Seattle im Nordwesten der USA betroffen, wo unter anderem das Bestseller-Modell 737 und der Langstrecken-Jet 777 gebaut werden. Der Streik verschärft die Probleme von Boeing weiter. (awp/mc/ps)