Paris – Drei frühere Top-Manager von Lafarge, unter ihnen der damalige Firmenchef Bruno Lafont, wurden am Mittwoch von französischen Ermittlern befragt. Dabei ging es um die Aktivitäten des Zementkonzerns in Syrien.
Neben Lafont wurden auch der frühere Personalchef Eric Olsen und der damalige stellvertretende operative Generaldirektor Christian Herrault in Polizeigewahrsam genommen und angehört, schreibt die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch unter Berufung auf informierte Personen. Lafarge steht im Verdacht, in früheren Jahren Extremisten in Syrien bezahlt zu haben, damit ein Werk im Norden des Landes in Betrieb bleiben konnte.
Über Syrien-Affäre gestolpert
Lafarge war 2015 mit dem Schweizer Baustoffkonzern Holcim zu LafargeHolcim fusioniert. Olsen stand LafargeHolcim bis Juli 2017 als Konzernchef vor, bevor er über die Syrien-Affäre stolperte. Eine interne Untersuchung hatte ergeben, dass die Massnahmen zur Weiterführung des Betriebs im Werk 2013 und 2014 nicht akzeptabel gewesen seien.
LafargeHolcim bestätigte die Befragungen der drei ehemaligen Kaderpersonen durch die französische Justiz nicht. Sprecher Beat Werder verwies gegenüber der Nachrichtenagentur sda auf die Geheimhaltungspflicht; das Unternehmen werde «Erkenntnisse oder das Verhalten von einzelnen Personen nicht weiter kommentieren». Zudem sagte er, weder Lafarge SA noch irgendeine Tochtergesellschaft seien derzeit Partei in diesen Verfahren.
VRP Hess «Inakzeptable Fehler»
LafargeHolcim-Verwaltungsratspräsident Beat Hess hatte gegenüber der französischen Zeitung «Le Figaro» «inakzeptable Fehler» in der Affäre eingeräumt. Im Mittelpunkt der Ermittlungen stünden der Vorwurf der «Finanzierung terroristischer Vorhaben», sagte er in einem am Sonntag publizierten Interview. Die Firma arbeite mit den französischen Ermittlern zusammen. (awp/mc/ps)