Präsident Obama und sein Vize Joe Biden nach Bekanntgabe des Sieges durch die US-TV-Stationen. (Foto: Flickr/Official White House Photo by Pete Souza)
Washington – US-Präsident Barack Obama ist klarer als erwartet und überzeugend wiedergewählt worden. Der demokratische Amtsinhaber holte sich in der Nacht zum Mittwoch auch die Bundesstaaten Colorado und Virgina und sicherte sich damit die nötige Zahl von mindestens 270 Wahlmännerstimmen. Der republikanische Herausforderer Mitt Romney räumte nach langem Zögern seine Niederlage im Kampf ums Weisse Haus ein. Der frühere Gouverneur von Massachusetts gratulierte Obama in seinem Hauptquartier in Boston.
Noch nicht fertig ausgezählt sind die Stimmen in Florida. Wegen des äusserst knappen Ergebnisses wurde die Auszählung zunächst gestoppt. Nach Auszählung von 98 Prozent der Stimmen erreichte Präsident Barack Obama im Sunshine State nach offiziellen Angaben 49,85 Prozent, auf Mitt Romney entfielen demnach 49,29 Prozent. Auf die Wiederwahl Obamas hat das Ergebnis keinen Einfluss mehr. Florida ist der letzte Staat, aus dem das Ergebnis nun noch aussteht.
Im Wahlmännergremium, das Obama nach der Wahl noch zum Staatschef küren muss, hat Florida 29 Stimmen zu vergeben. Da Obama allerdings bereits 303 der 538 Wahlmänner auf sich vereinen konnte, ist ihm der Sieg nicht mehr zu nehmen. Romney kommt bislang auf 206 Wahlmännerstimmen. Für den Gesamtsieg genügen 270 der Stimmen.
Swing States an Obama
Obama und Romney holten jeweils die Stimmen in den Hochburgen ihrer Parteien. Umso wichtiger wurden damit die Swing States, die in der Vergangenheit mal für den Bewerber der Republikaner, mal für den der Demokraten gestimmt hatten. Gegen 23 Uhr (Ortszeit, 5 Uhr MEZ) ging es nach der langen Zitterpartei plötzlich ganz schnell. Zunächst konnte Romney dem Präsidenten den Schlüsselstaat North Carolina abnehmen. Anschliessend holte Obama aber gleich eine ganze Reihe Swing States. Zunächst erklärten die Fernsehsender den Präsidenten in Iowa und dann in Ohio zum Sieger. Auch die Demokraten-Hochburgen an der Westküste, darunter das bevölkerungsreiche Kalifornien, stimmten erwartungsgemäss für Obama.
Auch in anderen Swing States hatte der Präsident klar die Nase vorn: In Nevada, Colorado, Indiana, Wisconsin, Virginia und New Hampshire konnte Obama die Wähler von sich überzeugen. Florida ist noch offen, auch hier geht die Tendenz bisher jedoch in Richtung des amtierenden Machthabers.
«Four more years»
Praktisch zeitgleich mit den ersten Meldungen der US-Sender über seine Wiederwahl schickte Obama über seinen Twitter-Account die Nachricht «Vier weitere Jahre» – und dankte seinen Anhängern. Ein beigefügtes Foto zeigt Obama in einer innigen Umarmung mit seiner Frau Michelle. In der ersten halben Stunde nach dem Tweet wurde die Botschaft etwa 260.000 Mal «retweeted», also weitergeschickt. Das bedeutet einen neuen Rekord.
Obamas Tweet zu seiner Wiederwahl: Grosse Freude bei Barack und Michelle Obama. (Foto: Twitter)
Die Republikaner behalten im US-Repräsentantenhaus die Mehrheit. Den von den Demokraten beherrschten Senat konnte die Partei von Mitt Romney jedoch nicht erobern. Damit droht auch in den kommenden Jahren eine politische Blockade.
Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum Schluss
In letzten Umfragen vor dem Wahltag hatten die Kandidaten sich noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Romney schaffte es laut Umfragen bis zuletzt nicht, landesweit eine breite Wechselstimmung zu entfachen. Selbst die eigene Partei stand nicht geschlossen hinter ihm. Konservative Kreise hielten ihn für zu liberal, andere kritisierten ihn als zu wenig prinzipientreu. Das schwache Wirtschaftswachstum und die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit prägten den Wahlkampf in den USA. Romney warf dem Präsidenten vor, keine wirklichen Rezepte für einen Ausweg aus der Krise zu haben. Allerdings musste sich Romney selbst im eigenen Lager den Vorwurf gefallen lassen, er habe im Wahlkampf keine klaren Positionen vertreten beispielsweise bei den Themen Steuern, Konjunktur und Schaffung von Arbeitsplätzen.
Obama hielt seinem Gegnern entgegen, er habe den völligen Absturz der Wirtschaft verhindert und die Konjunktur wieder stabilisiert. Obama hatte nach der Begeisterung 2008 zeitweise Mühe, die eigene Basis zu mobilisieren, weil viele seiner Versprechen unerfüllt blieben. (awp/mc/pg)