Lässt Lufthansa AUA fallen?
Lufthansa-Vorstandschef Christoph Franz.
Frankfurt am Main – Die schleppende Sanierung ihres Sorgenkinds Austrian Airlines (AUA) bringt die Lufthansa laut einem Pressebericht auf radikale Gedanken. Der «Süddeutschen Zeitung» (SZ/Freitag) zufolge gibt es in der Frankfurter Konzernzentrale Überlegungen, die vor knapp drei Jahren übernommene österreichische Fluggesellschaft angesichts anhaltender Verluste ganz fallen zu lassen und auf Basis der Regionaltochter Tyrolean neu zu gründen.
Als Grund gilt der Widerstand der Arbeitnehmerseite gegen das jüngste Sparprogramm. Ein Einigungsversuch ist gerade gescheitert. AUA-Chef Jaan Albrecht geht es bei den Verhandlungen nun um den Grundstein fürs Überleben der Gesellschaft, wie er am Donnerstagabend sagte. Für den Fall des Scheiterns hat Europas grösste Fluggesellschaft der «SZ» zufolge bereits einen Plan B in der Schublade. Statt sich weiter an der AUA abzuarbeiten, werde erwogen, eine neue österreichische Fluggesellschaft auf der Basis der AUA-Regionaltochter Tyrolean aufzubauen. Dann müsste sich die Lufthansa nicht mehr mit den übernommenen Gehaltsstrukturen der AUA-Piloten herumschlagen.
Personalkosten bei Tyrolean 30% unter AUA
Die Personalkosten bei Tyrolean liegen laut «SZ» fast 30 Prozent unter dem Austrian-Niveau. Derzeit gehen die Kosten bei der AUA jedes Jahr um sieben Prozent nach oben – unabhängig vom Geschäftsverlauf. Dies zehrt die Effekte des vollzogenen Personalabbaus immer wieder auf. Die AUA-Führung hat daher den Bord-Tarifvertrag gekündigt und drängt ihre Mitarbeiter, die Konditionen der Tyrolean zu akzeptieren. Damit will Albrecht die geplante Kostensenkung von 220 Millionen Euro bis Mitte März durchsetzen.
Wir fliegen gegen einen Berg»
«Wir fliegen gegen einen Berg, da muss man als Pilot ausweichen, links oder rechts vorbei», sagte AUA-Chef Albrecht am Donnerstagabend in Wien. Es führe kein Weg daran vorbei, Altlasten zu beseitigen, das Haus «gründlich zu säubern». Bei der Lufthansa war eine Bestätigung für die jüngsten Überlegungen am Freitag nicht zu erhalten. Ein Sprecher lehnte jegliche Stellungnahme zu einem möglichen Aus für die AUA und mögliche Alternativen ab. Der österreichischen Zeitung «Der Standard» zufolge erwägt der AUA-Betriebsrat bereits, die Lufthansa-Überlegungen zu untergraben. Dazu könnte er den günstigeren Kollektivvertrag der Tyrolean kündigen.
AUA chronisch defizitär
Die AUA schreibt seit Jahren rote Zahlen. Auch seit der Übernahme durch die Lufthansa im Jahr 2009 geht es weit langsamer aufwärts als gedacht. Die AUA-Führung hofft nun, bis 13. März eine Einigung mit den Arbeitnehmervertretern zu erzielen. An diesem Tag tritt der Aufsichtsrat zu einer Sondersitzung zusammen. «Wir haben in den vergangenen sechs Wochen jeden Euro in den Verwaltungsbereichen umgedreht, um damit mehr als 100 Millionen Euro an Kostensenkungen und 60 Millionen an Erlössteigerungen zu finden», sagte AUA-Chef Albrecht. «Das reicht aber nicht, um die Austrian Airlines nachhaltig in die schwarzen Zahlen zu fliegen.»
Nun will Albrecht versuchen, die verbliebenen Lücken schnell zu schliessen. Am 15. März muss sich auch die Lufthansa-Spitze auf Nachfragen gefasst machen: Sie legt an diesem Tag ihre Jahresbilanz für das vergangene Jahr vor. Ursprünglich hatte die AUA 2011 bereits einen Gewinn einfliegen sollen. Doch die Lufthansa hatte dieses Ziel bereits im Sommer gekippt.
Spekulationen um AUA-Vorstand Andreas Bierwirth
Berichten zufolge muss mit Andreas Bierwirth auch einer der AUA-Vorstände seinen Hut nehmen. Der Verkaufsvorstand soll dem Europa-Vertriebschef der Lufthansa, Karsten Benz, Platz machen, schreibt die österreichische Zeitung «Der Standard». Als Grund für den Wechsel macht die Zeitung ähnlich wie das «Manager Magazin» Meinungsverschiedenheiten zwischen Bierwirth und den Vorstandskollegen Peter Malanik und Albrecht sowie Aufsichtsrat und Lufthansa-Vorstand Stefan Lauer aus. Bierwirth habe offenbar der Linie seines Vorgesetzten zum harten Sparkurs nicht durchweg folgen wollen, schrieb das Magazin. Laut «Standard» soll der Aufsichtsrat am 13. März den Abschied von Bierwirth beschliessen.
Harte Linie
Lufthansa-Chef Christoph Franz fuhr in defizitären Konzernbereichen zuletzt eine harte Linie. Den Italien-Ableger Lufthansa Italia machte er drei Jahre nach dessen Start dicht. Die britische Fluglinie BMI, die wie die AUA seit 2009 komplett zum Konzern gehört, will er an die British-Airways-Mutter IAG verkaufen. Nur die Aufsichtsbehörden müssen noch zustimmen. Auch bei der Lufthansa selbst hat Franz den Rotstift angesetzt. Das neue Sparprogramm «Score» soll die jährlichen Kosten im Konzern bis zum Jahr 2014 um mindestens 1,5 Milliarden Euro drücken. (awp/mc/upd/ps)