Laurence D. Fink, CEO BlackRock, über Megatrends in der Geldanlage

Laurence D. Fink, CEO BlackRock (Foto: Credit Suisse).

Von Cushla Sherlock, Corporate Communications Credit Suisse

Cushla Sherlock: Welche Trends entfalten sich derzeit, die von den Anlegern unbedingt berücksichtigt werden sollten?

Laurence D. Fink: Die Trends der Überalterung und der Langlebigkeit. Dabei handelt es sich um zwei aktuelle Makrotrends: Erstens ist die westliche Gesellschaft von einer Überalterung betroffen. Wichtiger noch ist aber die immer weiter zunehmende Lebensdauer der alternden Gesellschaft. Die Implikationen dieser Entwicklung für Finanzanlagen werden unterschätzt. Oftmals gilt unser Hauptinteresse den aktuellen Ereignissen oder den Schlagzeilen des Tages. Dies ist keine angemessene Prioritätensetzung, wenn es darum geht, unsere Bedürfnisse im Ruhestand abzudecken, die wir möglichweise in 30 oder 40 Jahren haben werden. Berücksichtigt man zusätzlich den Faktor der Langlebigkeit und dass wir eventuell 90 Jahre alt werden, tritt die Brisanz der Bedürfnislage noch deutlicher hervor. Ich halte dies für den wichtigsten Makrotrend. Er ist nicht leicht nachzuvollziehen, da er uns gegenwärtig keine offensichtlichen Schwierigkeiten bereitet. Aber er wächst kontinuierlich zu einem immer grösseren Problem heran, wenn wir uns nicht verstärkt mit ihm befassen. Dies ist ein gravierendes Problem, über das wir uns besser bewusst werden müssen und das wir jetzt in Angriff nehmen müssen, damit es sich nicht künftig weiter zuspitzen wird.

«Nach meiner Einschätzung besteht bei den meisten Anlegern eine zu grosse Diskrepanz zwischen ihrem Bedarf im Rentenalter und ihren Ersparnissen.» Laurence D. Fink, CEO BlackRock

Welche Märkte bergen die grössten Chancen und warum?

Meiner Einschätzung nach sind die USA in den nächsten drei bis vier Jahren wohl der vielversprechendste Markt auf risikoadjustierter Basis. Die folgenden vier Megatrends sind sehr wichtig für eine positive Entwicklung in den USA:

Die Kombination dieser vier Megatrends verleiht den USA einen einzigartigen Vorteil, von dem wir einige Zeit profitieren werden.

Wie sollen sich die Anleger zum jetzigen Zeitpunkt positionieren?

Nach meiner Einschätzung besteht bei den meisten Anlegern eine zu grosse Diskrepanz zwischen ihrem Bedarf im Rentenalter und ihren Ersparnissen. Da die Zinsen derzeit so niedrig sind, ist es schwierig, genügend Ersparnisse anzuhäufen, um den Bedarf zu decken. Ich bin der Meinung, dass mehr in Aktien angelegt werden muss. Manche setzen dies gleich mit dem Eingehen grösserer Risiken. Ich bin allerdings mit dem Wort Risiko vorsichtig, denn ich halte es für riskanter, nichts zu tun. Ohne entsprechende Engagements werden die Ergebnisse bzw. die Geldvorräte für die Rente mager ausfallen.

 «Insgesamt bilden die Kapitalstärke der Banken und die erforderliche Wiederaufnahme der Kreditvergabe einen wichtigen Trend für die kommenden Jahre.»

Daher müssen wir den Fokus allmählich auf bedarfsgerechte Anlagen richten. Wir sind zu sehr mit den Alltagsdingen beschäftigt. Wir müssen die Menschen unbedingt dazu bringen, sich auf ihren eigenen Bedarf zu konzentrieren: Was brauchen sie, um in Würde alt zu werden? Ich befürchte, dass unsere Geldvorräte für die Rente nicht ausreichen werden und dass der Lebensstandard vieler Familien niedriger sein wird, als sie es sich gewünscht haben. Dies wird zu einer grossen Krise führen – und zwar nicht nur in den Vereinigten Staaten. Es wird eine Krise globalen Ausmasses sein, wenn wir uns der Problematik nicht sofort annehmen.

Credit Suisse «Globale Trends»

 

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