Lufthansa-Chef Christoph Franz.
Berlin – Die Deutsche Lufthansa hat den ab 2012 für den europäischen Luftverkehr geplanten Handel mit CO2-Emissionsrechten scharf kritisiert. Wenn an den momentanen Bedingungen nichts geändert werde, müsse das EU-Vorhaben verschoben werden, verlangte Lufthansa-Vorstandschef Christoph Franz am Donnerstag in Berlin.
Aussereuropäische Fluggesellschaften leisteten grossen Widerstand gegen das Projekt. Zudem würden diese Wettbewerber nach den EU-Plänen bevorzugt, indem sie zum Beispiel für Flüge über europäisches Gebiet keine CO2-Abgaben zahlen müssten.
Kritik auch von weitern Airlines
«Die US-Airlines haben bereits gegen dieses EU-Vorhaben geklagt. Russland hat deutlich gemacht, dass es sich mit den USA gegen die EU hier zu einer einheitlichen Linie aufstellen wird», sagte Franz. Und auch China habe erklärt, dass es das neue EU-Emissionshandelssystem nicht akzeptiere und bei einem EU-Alleingang «sogar mit Gegenmassnahmen für EU-Carrier reagieren wird».
Franz: Verschieben oder in Aktenschrank
«Es droht eine Situation zu entstehen, bei der wir nicht nur die Kosten für den Erwerb der Emissionsrechte tragen müssen, sondern gleichzeitig mit Vergeltungsmassnahmen von Drittstaaten konfrontiert werden. Und das kann es nicht sein», stellte der Lufthansa-Chef fest. Brüssel müsse dieses Problem lösen. «Sonst können wir das nicht im nächsten Jahr einführen. Es muss verschoben oder sogar vielleicht dann auch in den Aktenschrank gelegt werden», sagte Franz.
Lufthansa erwartet geringere Treibstoffkosten
Die Lufthansa erwartet in diesem Jahr einen geringeren Anstieg der Kerosinkosten als noch vor zwei Wochen. Der Treibstoffaufwand dürfte in diesem Jahr statt auf 6,6 Milliarden nur auf 6,5 Milliarden Euro steigen, heisst es in einer Präsentation von Investor-Relations-Manager Frank Hülsmann zu einer Investorenkonferenz am Donnerstag in Frankfurt. Im abgelaufenen Jahr hatte der Dax-Konzern 5,2 Milliarden Euro für Kerosin ausgegeben. Erst Anfang Mai hatte Finanzvorstand Stephan Gemkow die Prognose für 2011 von 6,8 auf 6,6 Milliarden Euro zurückgenommen.
Lufthansa zurrt Milliardenauftrag für Frachtflieger fest
Die Lufthansa treibt den Ausbau ihrer Frachtflotte voran. Die Fluggesellschaft hat den beabsichtigen Kauf von fünf Boeing-Langstreckenmaschinen vom Typ 777 festgezurrt. Der Listenpreis liege bei 1,35 Milliarden Dollar, teilte der US-Hersteller und Airbus-Rivale am Donnerstag in Seattle mit. Allerdings sind Rabatte in der Branche üblich.
Frachtgeschäft kräftig ausbauen
Die Lufthansa hatte Ende vergangenen Jahres verkündet, dass sie das Frachtgeschäft kräftig ausbauen wolle. Denn seitdem die Wirtschaft wieder floriert, steigt das Warenaufkommen. Bislang haben die Frankfurter 18 Maschinen vom Typ MD-11 im Einsatz. Jede von ihnen kann 95 Tonnen transportieren. Die moderneren und spritsparenderen Boeing-Flieger schultern 102 Tonnen und fliegen mehr als 9.000 Kilometer weit. (awp/mc/ss)