Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa. (Foto: (Christian Schlueter / Lufthansa)
Seyne-les-Alpes – Die Lufthansa will den Angehörigen der Opfer des Germanwings-Absturzes solange helfen, wie es nötig ist. Das kündigte Unternehmenschef Carsten Spohr bei einem erneuten Besuch mit Germanwings-Chef Thomas Winkelmann an der Unglücksstelle in den französischen Alpen an. Zu den neuen Details über die Erkrankung des Copiloten äusserte sich Spohr am Mittwoch nicht. Der Konzernchef dankte allen Einsatzkräften, Helfern und Anwohnern vor Ort.
In Le Vernet nahe der Unglücksstelle versprach Spohr: «Wir helfen nicht nur diese Woche. Wir möchten solange helfen, wie Hilfe benötigt wird.» Er drückte abermals sein tiefes Bedauern über die Katastrophe aus und betonte: «Nichts wird mehr sein wie vorher.» Mit Blick auf die Hilfe vor zeigte sich Spohr «tief beeindruckt von der Professionalität, der Energie, dem Mitgefühl und der Sympathie». Auch Helfern und Anwohnern sagte er Hilfe der Lufthansa zu, die Folgen des Absturzes in der vergangenen Woche zu bewältigen. Die gute Zusammenarbeit mit den französischen Verantwortlichen sei eine grosse Hilfe für Lufthansa und das Tochterunternehmen Germanwings.
Co-Pilot seit Jahren suizidgefährdet
Der Airbus war am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf an einer Felswand in den französischen Alpen zerschellt. 150 Menschen starben. Der 27 Jahre alte Copilot Andreas Lubitz wird verdächtigt, seinen Kollegen aus dem Cockpit ausgesperrt und die Maschine mit Absicht in die Katastrophe gesteuert zu haben. Nach Erkenntnissen der Ermittler war er vor Jahren suizidgefährdet. Für den Unglückstag war er krankgeschrieben.
Lufthansa war über Erkrankung informiert
Am Dienstagabend hatte die Lufthansa mitgeteilt, dass Lubitz die Lufthansa schon während seiner Ausbildung über eine «abgeklungene schwere depressive Episode» informiert hatte. In einer E-Mail habe der damalige Flugschüler 2009 die Verkehrsfliegerschule in Bremen unterrichtet. «Die Unterlagen wurden erneut durchgesehen inklusive der E-Mails», erläuterte eine Lufthansa-Sprecherin in Frankfurt am Main am Mittwoch.
Diese «neue Erkenntnis» sei vom Unternehmen an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden. Von der Ermittlungsbehörde war am Mittwoch zunächst keine Stellungnahme dazu zu erhalten. Bereits bekannt war, dass der Copilot des Germanwings-Flugs 4U9525 in seiner Ausbildung in der Verkehrsfliegerschule eine Unterbrechung von mehreren Monaten gehabt hatte.
Berichte über Video-Mitschnitt des Absturzes
Zu Berichten über einen angeblichen Mitschnitt des Unglücks aus dem Inneren der Maschine sagte der Marseiller Staatsanwalt Brice Robin Nachrichtenagentur AFP, Videos seien bislang nicht Gegenstand der Untersuchung. Für den Fall, dass jemand über ein Video verfüge, solle dies unverzüglich an die Ermittler übergegeben werden. Bereits am Dienstagabend hatte Robin der Deutschen-Presse-Agentur gesagt, er wisse nichts von einem Video-Fund. Es seien eine Reihe von Handys gefunden worden, die noch ausgewertet würden. Sie seien aufgrund des Aufpralls aber in einem sehr schlechten Zustand. «Ich weiss nicht, ob sie ausgewertet werden können.»
Ein Video aus der Germanwings-Unglücksmaschine soll Medienberichten zufolge Bilder aus den letzten Sekunden des Flugs 4U9525 zeigen. «Bild» und das französische Magazin «Paris Match» berichteten, Mitarbeiter hätten die Sequenz ansehen können. Das Video sei am Unglücksort von einer Person gefunden worden, die zum Kreis der Ermittler gehöre. Der Zeitung zufolge ist die Szenerie an Bord chaotisch und völlig verwackelt, einzelne Personen seien nicht identifizierbar. Die Echtheit des Videos sei unzweifelhaft.
Persönliche Gegenstände gesichert
An der Absturzstelle in den französischen Alpen wurden weiter persönliche Gegenstände der Toten gesichert. Die Bergung der Opfer wurde nach Angaben der Gendarmerie am Dienstag abgeschlossen. Ausserdem ging die Suche nach dem Flugdatenschreiber weiter. (awp/mc/pg)