Frankfurt am Main – Die Lufthansa hat offenbar einen Alternativplan in der Schublade für den Fall, dass das staatliche Rettungspaket bei der Hauptversammlung an diesem Donnerstag durchfällt. Auf diese Weise könnte die Bundesregierung auch ohne Zustimmung der übrigen Anteilseigner zu der vorgesehenen Aktienbeteiligung von 20 Prozent kommen, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Mittwoch aus Unternehmenskreisen. Der Lufthansa würde dadurch ähnlich viel Geld zufliessen wie im bisherigen Plan vorgesehen. Notwendig wären aber zwei Schritte. Ein Lufthansa-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu dem Thema ab.
Hintergrund ist, dass Lufthansa-Grossaktionär Heinz Hermann Thiele das vorgesehene Hilfspaket im Umfang von neun Milliarden Euro kritisiert hat. Wegen der geringen Präsenz auf der ausserordentlichen Online-Hauptversammlung ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig, und Thiele kann den Beschluss mit seinem Anteil von 15,5 Prozent im Alleingang verhindern.
Sollte es dazu kommen, könnte die Lufthansa dem Bund allerdings immer noch einen Anteil von etwa zehn Prozent aus bereits genehmigtem Kapital zu dem im Hilfspaket vorgesehenen Bezugspreis von 2,56 Euro je Aktie verschaffen. Weitere zehn Prozent würde der Staat im Zuge von einer oder zwei regulären Kapitalerhöhungen erwerben, an der sich auch die anderen Aktionäre beteiligen könnten. Dann müsste die Regierung für die Anteile zwar wegen des absehbar höheren Bezugspreises mehr bezahlen als bisher vorgesehen. Im Gegenzug könnte die im Hilfspaket zusätzlich vorgesehene stille Beteiligung des Staats aber entsprechend geringer ausfallen.
Offen blieb, ob sich der Bund auf diese Alternative einlassen würde, zumal er in diesem Fall möglicherweise auf einen Teil der erwarteten Rendite aus der Rettung von vornherein verzichten würde. (awp/mc/pg)