Lufthansa verprellt Anleger mit Quartalsverlust
Frankfurt – Teures Kerosin und ein Preiskampf in Europa haben die Lufthansa zum Jahresstart überraschend tief in die roten Zahlen gelenkt. Dennoch will Finanzchef Ulrik Svensson an seiner Gewinnprognose für 2019 keine Abstriche machen. «Wir sehen für das kommende Quartal eine gute Buchungslage. Zugleich haben wir unser Wachstum deutlich reduziert», sagte der Manager bei der unerwarteten Vorlage der Eckdaten am Montagabend in Frankfurt. In den kommenden Monaten rechnet er wieder mit einem Anstieg der Ticketpreise.
An der Börse kamen die Neuigkeiten schlecht an. Nach Handelsstart in Frankfurt sackte der Kurs der Lufthansa-Aktie am Dienstag um gut 4 Prozent ab und konnte das Minus dann auf 2,7 Prozent eindämmen. Der operative Quartalsverlust sei noch höher ausgefallen, als selbst die grössten Pessimisten unter den Experten erwartet hätten, schrieb Analyst Michael Kuhn von der französischen Bank Societe Generale.
Nach vorläufigen Zahlen musste die Lufthansa im ersten Quartal einen operativen Verlust (bereinigtes Ebit) von 336 Millionen Euro hinnehmen, nachdem sie ein Jahr zuvor hier noch 52 Millionen Euro Gewinn erzielt hatte. Dass es so schlecht lief, lag dem Management zufolge vor allem an einem Anstieg der Treibstoffkosten, der allein mit 202 Millionen Euro zu Buche schlug.
Preiskampf in Europa
Hinzu kam ein Preiskampf unter den Airlines in Europa. Nachdem die Pleite der einst zweitgrössten Fluglinie Air Berlin der Lufthansa Ende 2017 und Anfang 2018 eine Sonderkonjunktur beschert hatte, gingen die Ticketpreise Anfang 2019 wieder spürbar zurück. «Zudem haben marktweite Überkapazitäten in Europa zu einem hohen Preisdruck geführt», erklärte das Management die Entwicklung. Der Umsatz stieg dennoch um drei Prozent auf 7,9 Milliarden Euro.
Bei den Netzwerk-Airlines des Konzerns – Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines – gingen die Durchschnittserlöse im ersten Quartal währungsbereinigt um 5,2 Prozent zurück. Bei der Billigtochter Eurowings, die vor allem auf den umkämpften Europastrecken unterwegs ist, belief sich der Rückgang sogar auf 8,5 Prozent. Zwar konnten der Konzern die Stückkosten bei den Netzwerk-Airlines um 0,8 Prozent und bei Eurowings um 7,2 Prozent senken. Allerdings sind die stark gestiegenen Treibstoffkosten in diesen Zahlen nicht enthalten.
Geht es nach dem Lufthansa-Vorstand, soll sich die Entwicklung jedoch schon im angelaufenen zweiten Quartal deutlich drehen. «Da sich das Wachstum im europäischen Luftverkehr auch insgesamt reduzieren wird, rechnen wir wieder mit einem Anstieg der Stückerlöse», sagte Svensson. «Dazu trägt auch die weiterhin gute Nachfrage auf Langstreckenflügen insbesondere nach Nordamerika und Asien bei.»
Ziele unverändert
Für das laufende Jahr rechnet der Manager daher weiterhin damit, dass die Lufthansa eine bereinigte Ebit-Marge von 6,5 bis 8,0 Prozent erreicht. Gemessen an dem bisher geplanten Umsatzplus von rund 5 Prozent entspricht dies nach früheren Angaben einem operativen Gewinn von 2,4 bis 3,0 Milliarden Euro.
Damit würde die Lufthansa trotz mehr Flügen und höherer Erlöse eher weniger verdienen als 2018. Da hatte sie ein bereinigtes Ebit von 2,8 Milliarden Euro erreicht und ihren Rekord von knapp 3 Milliarden Euro von 2017 um vier Prozent verfehlt. Seine Wachstumspläne hatte der Konzern bereits im März eingedampft und will sein Flugangebot in diesem Jahr nur um gut drei Prozent ausweiten. (awp/mc/ps)