Frankfurt am Main – Die Air-Berlin-Tochter Niki ist am Ende. Die Lufthansa zog am Mittwoch ihr Angebot für das österreichische Unternehmen mit seinen 21 Flugzeugen zurück – daraufhin stellte Niki den Flugbetrieb mit sofortiger Wirkung ein. Zuvor hatte das Unternehmen einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht in Berlin-Charlottenburg gestellt. «Das Ende der Niki ist ein nationales Desaster für Österreich», sagte Airline-Geschäftsführer Oliver Lackmann. 1000 Mitarbeiter würden ihre Jobs verlieren.
Sowohl Niki als auch Air Berlin gaben der EU-Kommission die Schuld an der Pleite der österreichischen Fluglinie. Die Lufthansa hatte als Grund für den Rückzug angegeben, dass eine schnelle Freigabe des Erwerbs durch die EU-Kommission nicht zu erwarten sei. Der im Oktober geschlossene Kaufvertrag könne nicht vollzogen werden. Air Berlin ist seit August insolvent und hat den eigenen Flugbetrieb Ende Oktober eingestellt. Die deutsche Bundesregierung hatte bereits im Laufe des Tages mit der Pleite und der Einstellung des Flugbetriebs gerechnet. «Insolvenz und Grounding von Niki sind jetzt die Folge», hatte Regierungssprecher Steffen Seibert gesagt.
Rückholaktion für Niki-Passagiere
«Die Flüge der Niki werden mit sofortiger Wirkung ausgesetzt. Weitere Flüge der Niki sind nicht mehr buchbar. Der Flugplan der Niki verliert seine Gültigkeit», teilte die Airline weiter mit. Niki rief Fluggäste dazu auf, sich an ihren Reiseveranstalter zu wenden. «Für Passagiere, die ihren Flug direkt bei Niki gebucht haben, organisieren mehrere Fluggesellschaften derzeit eine Rückholaktion auf Standby-Basis gegen ein geringes Entgelt aus dem Ausland nach Deutschland, Österreich und die Schweiz.» Ein Condor-Sprecher sagte, das Unternehmen arbeite an einem Ersatz-Flugplan. «Wir arbeiten an einer Branchenlösung», sagte der Condor-Sprecher.
Der Insolvenzantrag werde nun geprüft, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Wien. Nach dpa-Informationen aus Air-Berlin-Kreisen handelt es sich anders als bei Air Berlin nicht um eine Insolvenz in Eigenverwaltung, einer Spielart des Insolvenzverfahrens, bei dem das Management im Amt bleibt.
Keine Alternativen
Regierungssprecher Seibert stellte fest: «Alternative Käufer für Niki standen und stehen bis heute nicht zur Verfügung, trotz allerlei öffentlicher Ankündigungen und intensiven Bemühens des Generalbevollmächtigten von Air Berlin.» Air Berlin habe nach den ersten Bedenken der EU-Kommission erneut Kontakt zu potenziellen Interessenten wie Thomas Cook und der British-Airways-Mutter IAG aufgenommen, sagte der Generalbevollmächtigte der Fluglinie, Frank Kebekus. «(Die British-Airways-Mutter) IAG teilte Air Berlin schriftlich mit, dass sie kein Kaufinteresse mehr an der Niki hat.» Auch von Thomas Cook sei kein passendes Angebot unterbreitet worden. «Die Kommission wusste also, dass es gar keine Alternative zum Verkauf der Niki an die Lufthansa gab», sagte Kebekus.
Air Berlin hatte vor der Erklärung der Bundesregierung mitgeteilt, man suche jetzt nach Alternativen, um die noch fliegende Niki doch zu Geld zu machen. Allerdings hielt sich die österreichische Gesellschaft zuletzt nur noch mit Finanzspritzen der Lufthansa in der Luft.
An dem Erwerb der anderen Air Berlin-Tochter LG Walter will Lufthansa festhalten. Dieser Kauf steht ebenfalls noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung der EU-Kommission. Die Prüffrist läuft bis 21. Dezember. Der Kaufpreis von 18 Millionen Euro sei noch Gegenstand erneuter Verhandlungen und solle im Wesentlichen zur Tilgung des von der KfW an Air Berlin gewährten Massekredits verwendet werden. Für Niki und LG Walter hatte die Lufthansa 210 Millionen Euro geboten.
Der Konkurrent Easyjet hatte den Kaufpreis für das Air-Berlin-Geschäft am Flughafen Tegel mit 40 Millionen Euro angegeben. Es umfasst die Übernahme von 25 Flugzeugen samt Start- und Landerechten. Die EU-Kartellbehörde hatte diese Transaktion am Dienstag genehmigt.Mit dem Verzicht auf Start- und Landerechte hatte Lufthansa versucht, die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission gegen die Air-Berlin-Teilübernahme inklusive Niki zu zerstreuen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte für den Fall eines Scheiterns der Niki-Übernahme einen «Plan B» angekündigt. Er sehe vor, die Flotte der Lufthansa-Tochter Eurowings in der gleichen Grössenordnung um rund 20 Flugzeuge zu vergrössern. (awp/mc/pg)