Lungenkrankheit breitet sich aus – Neuer Fall in Frankreich
Peking / Paris – Die Zahl der Infektionen und Todesopfer durch die Lungenkrankheit aus China ist erneut gestiegen. Wie die chinesische Gesundheitsbehörde am Donnerstag mitteilte, stieg die Gesamtzahl der Todesfälle um 38 auf nun 170. Die Zahl der bestätigten Erkrankten stieg auf 7711 Fälle in China. Nachdem auch Tibet die erste Erkrankung mit dem neuen Coronavirus gemeldet hatte, sind nun in allen Regionen und Provinzen Chinas Infektionen nachgewiesen. Die ersten Fälle waren Ende Dezember in der zentralchinesischen Stadt Wuhan aufgetreten.
Auch Frankreich meldete eine weitere Infektion. Bei der mittlerweile fünften Erkrankung im Land handele sich dabei um die Tochter des ebenfalls erkrankten 80-jährigen Touristen aus China, teilte das französische Gesundheitsministerium mit. Der Zustand des 80-Jährigen sei ernst, der Mann werde weiter in einem Pariser Krankenhaus behandelt. Ausserdem habe sich der Zustand eines weiteren infizierten etwa 30-Jährigen verschlechtert, der seit Ende vergangener Woche behandelt wird. Derzeit sind rund 50 Infektionen mit dem Coronavirus ausserhalb Chinas bestätigt.
Patienten in Deutschland in gutem Zustand
Die vier ersten Patienten in Deutschland waren am Mittwoch nach Angaben des behandelnden Chefarztes Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing symptomfrei und in klinisch gutem Zustand.
Viele Staaten, darunter auch Deutschland, arbeiten weiter daran, ihre Bürger aus der besonders betroffenen Stadt Wuhan in Zentralchina auszufliegen. In Japan kehrte am Donnerstag bereits die zweite Chartermaschine mit 210 Landsleuten aus Wuhan zurück. Am Vortag waren bereits 206 Japaner heimgeholt worden. Nach bisherigen Erkenntnissen ist bisher keiner von ihnen positiv auf den neuen Erreger worden. Auch die USA hatten am Mittwoch rund 200 Staatsbürger ausgeflogen.
Wann genau ein Flieger der Bundeswehr startet, um Deutsche aus Wuhan zu holen, war am Donnerstag weiterhin unklar. Unter den etwa 90 Deutschen und Angehörigen, die sich in der Region um die Millionenstadt Wuhan aufhalten, sind bisher keine Infektionen oder Verdachtsfälle festgestellt worden. Das Flugzeug der Bundeswehr soll in Frankfurt landen. Dort sollen die Passagiere zunächst in Quarantäne kommen. Laut Bundesgesundheitsministerium wurde in Abstimmung mit den hessischen Behörden entschieden, Rückkehrer während der Inkubationszeit von 14 Tagen zentral unterzubringen.
WHO lobt Chinas Reaktion
Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Tedros Adhanom Ghebreyesus und Notfallchef Michael Ryan zeigten sich am Mittwoch besorgt über die «rapide Ausbreitung» der Lungenkrankheit. Sie seien jedoch sehr beeindruckt von den chinesischen Aktivitäten.
«Das chinesische Verhalten während des Sars-Ausbruchs und das chinesische Verhalten heute – absolut kein Vergleich», sagte Ryan, der 2003 auch während des Sars-Ausbruchs schon involviert war. Die Tatsache, dass es bislang nur einige Dutzend Fälle im Ausland gebe, sei den rigorosen Massnahmen Chinas zu verdanken.
Auf die Frage, ob die WHO das Ausfliegen von Ausländern empfiehlt, sagte Tedros: «Die Entscheidung liegt natürlich bei jedem Land selbst. Aber sie müssen gut darauf vorbereitet sein, wenn das Virus auf diesem Weg eingeschleppt wird.»
Angesichts der rasanten Ausbreitung des neuen Coronavirus hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Donnerstag erneut den Notfall-Ausschuss einberufen.
Immer mehr Airlines fliegen nicht mehr nach China
Nach British Airways und der Lufthansa kündigen immer mehr Fluggesellschaften an, ihre Flüge nach China einzustellen. Auch die spanische Fluggesellschaft Iberia streicht ab Freitag zunächst alle Verbindungen von und nach China. Die Airline bietet normalerweise drei Flüge pro Woche zwischen Madrid und Shanghai an.
Chinas Fussballverband CFA kündigte am Donnerstag an, die Fussball-Saison des Landes vorerst zu verschieben. So sollen die Gesundheit der Fans und Spieler geschützt werden. Ein neuer Starttermin wurde zunächst nicht genannt.
Das chinesische Wirtschaftswachstum dürfte wegen des neuen Coronavirus nach Ansicht der US-Notenbank etwas geringer ausfallen. Es sei noch zu früh, die Auswirkungen genau zu prognostizieren, aber eine «gewisse Störung» des Wirtschaftslebens in der kurzen Frist sei sehr wahrscheinlich, sagte Notenbankchef Jerome Powell am Mittwoch vor Journalisten. Schwächeres Wachstum in China, der zweitgrössten Volkswirtschaft der Erde, wäre auch in den USA spürbar, aber nur sehr begrenzt, sagte Powell. Betroffen wären nach derzeitigem Kenntnisstand wohl vor allem China und seine Nachbarländer. (awp/mc/ps)